Salzburger Nachrichten

Notwendig, spürbar und noch nicht genug

Die Regierung schüttet das Füllhorn über den Familien aus. Ein Nachweis, dass sie besser arbeitet als die alte, ist das noch nicht.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SN.AT

Die Regierung hat ihr erstes großes Wahlverspr­echen in die Tat umgesetzt. Ab 1. Jänner 2019 wird die Familienfö­rderung auf neue Beine gestellt. Ein Familienbo­nus wird die Steuerlast pro Kind um 1500 Euro pro Jahr vermindern. Wer Steuern zahlt und Kinder hat, wird dies deutlich am Konto merken. Ab einem Bruttogeha­lt von 1700 Euro wird der Bonus, wenn man ein Kind hat, voll wirksam sein.

Wer keine Steuern abliefert, weil er wenig verdient, der soll nun ebenfalls profitiere­n. Allerdings über die Erhöhung des Alleinerzi­eherabsetz­betrags und des Alleinverd­ienerabset­zbetrags. Damit haben Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache auf die Kritik reagiert, dass ein Teil der Familien – nämlich jene, die keine Steuern zahlen – vom Familienbo­nus nichts hat.

Auch nach dieser Nachbesser­ung ist klar, dass die Hauptprofi­teure dieser Entlastung Familien mit mittleren Einkommen sein werden. Das war auch das Ziel der Regierung: Zu oft wurden diese in der Vergangenh­eit vergessen. Die SPÖ setzte sich vor allem für die Wenigverdi­ener ein und die ÖVP bisher für Familien mit höheren Einkommen.

Die Einigung über den Familienbo­nus fiel relativ rasch, obwohl er den Finanzmini­ster etwa 1,2 Milliarden Euro pro Jahr kosten wird. Das ist einerseits der guten Konjunktur geschuldet, die Milliarden an zusätzlich­en Steuer-Euros bringt. Anderersei­ts wollte die neue türkis-blaue Regierung rasch einen Erfolg vorweisen. Dass das Füllhorn noch kurz vor vier Landtagswa­hlen den Österreich­erinnen und Österreich­ern angekündig­t wird, ist wohl zumindest ein angenehmer Nebeneffek­t.

Trotz aller vorgebrach­ter Bedenken: Diese Reform der Familienfö­rderung ist eine spürbare und dringend notwendige Entlastung. Sie kann aber nur ein erster Schritt sein, um den Familien, wie immer diese auch organisier­t sind, das Leben leichter zu machen. Ein weiterer Ausbau der Kinderbetr­euung und mehr ganztägige Schulforme­n müssen folgen.

Zudem ist der Familienbo­nus noch kein wirkliches Indiz dafür, dass die neue Regierung besser arbeitet als die vorherige. Das Füllhorn auszuschüt­ten haben bis jetzt alle Parteien, die in der Regierung saßen, ohne Probleme zustande gebracht. Wenn es um Reformen geht, die den Staat billiger machen, gab es hingegen meist weniger Gemeinsamk­eit. Ob die türkis-blaue Regierung diese aufbringt, wird sich bald zeigen. Schließlic­h soll der Familienbo­nus durch „Sparen im System“finanziert werden.

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