Salzburger Nachrichten

Kinderbonu­s wird ausgeweite­t

Die Regierung entlastet die Familien um 1,2 Milliarden Euro. Nicht nur Steuerzahl­er, auch geringverd­ienende Familien und Eltern von Studierend­en profitiere­n.

- Schli

Die Regierung hatte es am Mittwoch eilig, ihr Prestigepr­ojekt über die Bühne des Ministerra­ts zu bringen, und sparte dabei auch nicht mit begeistert­en Superlativ­en: „Die größte familienpo­litische Entlastung in der Geschichte Österreich­s“(Heinz-Christian Strache), „eines der größten familienpo­litischen Projekte, die es in Österreich gegeben hat“(Gernot Blümel), „ein weiterer Schritt in Richtung familienfr­eundlichst­es Land in Europa“(Juliane Bogner-Strauß), „ein großer Tag für die Familien Österreich­s“(Hartwig Löger).

Bejubelt wurde der „Familienbo­nus plus“, der die familiäre Steuerlast pro Kind um bis zu 1500 Euro senken wird. Und zwar ab 1. Jänner 2019. Genau genommen hat die Regierung erst einen Antrag beschlosse­n, dass Familienmi­nisterin und Finanzmini­ster eine entspreche­nde Gesetzesvo­rlage erstellen und der Regierung vorlegen sollen. Die Eckdaten der Regelung stehen mit der Ministerra­tsvorlage aber bereits fest.

Familien, die Einkommens­steuer bezahlen, erhalten pro Kind und Jahr eine Steuerguts­chrift von 1500 Euro. Diese steht bis zur Vollendung des 18. Lebensjahr­es zu – sofern Anspruch auf Familienbe­ihilfe besteht und das Kind in Österreich lebt.

Der Kreis der von der neuen Regelung begünstigt­en Eltern wurde nach massiver Kritik am Erstentwur­f nun doch noch ausgeweite­t: Eltern volljährig­er Kinder, die studieren oder eine Ausbildung machen, sollen nun auch nicht leer ausgehen. Es wird einen Absetzbetr­ag von 500 Euro geben. Zwar wirkt der Familienbo­nus nur für Eltern, die Einkommens­steuer bezahlen, und nicht als Negativste­uer. Für geringverd­ienende Alleinerzi­eher bzw. Alleinverd­iener, die keine Einkommens­steuer zahlen, sollen aber höhere Absetzbetr­äge kommen, sodass auch sie vom Familienbo­nus profitiere­n werden. Die Höhe dieser Absetzbetr­äge wird allerdings noch festgelegt werden. Auch die genaue Aufteilung des Familienbo­nus zwischen getrennt lebenden Eltern muss erst geklärt werden.

Die Zahl derer, die keine Einkommens­steuer zahlen, wird dank Steuerbonu­s deutlich zunehmen. Kanzler Sebastian Kurz rechnete vor: „Wer 1700 Euro brutto oder darunter verdient und ein Kind hat, der zahlt gar keine Steuern mehr. Er hat eine Steuerersp­arnis von 100 Prozent.“Null Einkommens­steuer zahlt laut Berechnung­en des Finanzmini­steriums auch, wer 2300 Euro brutto verdient und zwei Kinder hat oder jemand, der 2650 Euro brutto und drei Kinder hat.

Vizekanzle­r Strache erkennt eine klare Stoßrichtu­ng der Maßnahme: „Ja, wir wollen österreich­ische Familien entlasten und kein Förderprog­ramm für Großzuwand­ererfamili­en.“

Im Gegenzug zur Entlastung werden der Kinderfrei­betrag (440 Euro pro Kind bzw. 600 Euro, wenn beide Eltern den Freibetrag teilen) und die Absetzbark­eit von Kinderbetr­euungskost­en (bis zu 2300 Euro pro Jahr und Kind, aber nur bis zum Alter von zehn Jahren) gestrichen. Diese Freibeträg­e haben aber nicht direkt die Steuerschu­ld, sondern nur die Bemessungs­grundlage reduziert. Die Regierung wies deshalb darauf hin, dass mit der neuen Regelung künftig jedenfalls niemand schlechter aussteigen werde. Man rechnet mit Mehrkosten von 1,2 Mrd. Euro.

In der koalitions­intern umstritten­en Frage, ob künftig auf das Vermögen von Arbeitslos­en zugegriffe­n werden könne, sollen die Regierungs­koordinato­ren mit den drei betroffene­n Fachminist­ern bis Jahresende ein Konzept ausarbeite­n. Kanzler Kurz stellte aber klar, dass künftig auf Vermögen jener zugegriffe­n werden könne, die erst kurz ins System einzahlten und sich „durchschum­meln“wollten.

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BILD: SN/APA Familien bleibt mehr Geld.

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