Tod am Berg ist männlich
Die Alpinunfallstatistik zeigt: Die Zahl der Toten und Verletzten im alpinen Gelände steigt. Was Retter außerdem fordert: Ein Drittel aller Notrufe erfolgte von Unverletzten.
Zwischen 61 und 70 Jahre alt, männlich, in Tirol unterwegs und gebürtiger Österreicher: So sieht es laut Alpinstatistik aus, das typische Opfer eines Bergunfalls.
Am Mittwoch veröffentlichte das Kuratorium für Alpine Sicherheit die Zahlen der tödlichen Alpinunfälle für das Jahr 2017. Laut Erhebungen der Alpinpolizei des Innenministeriums verunglückten demnach in Österreich im vergangenen Jahr zwischen 1. Jänner und 31. Dezember insgesamt 283 Menschen im alpinen Raum tödlich. Das sind um elf Tote mehr als noch 2016. Auch die Zahl der Verletzten ist gestiegen. Von 7593 (2016) auf 7807 im vergangenen Jahr.
Auffallend und besonders für die Retter eine Herausforderung: Ein Drittel aller Notrufe wurde von Personen abgesetzt, die nicht verletzt waren. Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit: „Die Leute sind zu wenig vorbereitet. Sowohl von der Kondition als auch der Tourenplanung. Die meisten haben die Einstellung: ,Wir gehen mal los, schauen, wie weit wir kommen, und zur Not gibt es eh ein Handy, mit dem wir Hilfe holen können.‘“
Unverändert blieb im Jahr 2017 der Umstand, dass der Tod am Berg männlich ist. Es verunglückten überdurchschnittlich viele Männer in den Bergen (86 Prozent). Im Jahr 2017 starben 38 Frauen und 245 Männer im alpinen Gelände. Wer bei Lawinentoten nun vor allem an junge Leute denkt, irrt. „Unsere Statistik zeigt, dass 60 Prozent der Lawinentoten 2017 über 40 Jahre alt waren“, erklärt Gabl. Männer mit Erfahrung, die ob der Routine aber offensichtlich auf die Sicherheit vergessen. Was sonst noch auffällt? Der Großteil der tödlich Verunglückten stammte aus Österreich (151 Tote oder 53 Prozent), gefolgt von Deutschland mit 85 Toten (30 Prozent). Im Bundesländervergleich liegt Tirol, wie in den Vorjahren, an der Spitze bei den Alpintoten (98), Verletzten (3403) und Unfällen (3519). Auf Platz zwei folgt bereits Salzburg mit 46 Toten, 1563 Verletzten und 1499 Unfällen.
Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten im Jahr 2017 war Wandern/Bergsteigen (110 Tote), gefolgt von tödlichen Unfällen im gesicherten Skiraum (27 Tote). Rund 20 Prozent der Alpintoten starben nicht beim Bergsport, sondern bei der Jagd und bei Waldarbeiten.
„Die Leute sind zu wenig vorbereitet. Konditionell und bei der Planung.“ K. Gabl, Kuratorium Alpine Sicherheit