Salzburger Nachrichten

Ungebetene Gäste im Luftraum

Die Zahl der Drohnen, die Flugzeugen und Helikopter­n gefährlich nahe kommen, steigt internatio­nal stetig. Auch in Österreich gab es schon brenzlige Begegnunge­n.

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WIEN. 88 gefährlich­e Begegnunge­n zwischen Flugzeugen und Drohnen wurden im Vorjahr in Deutschlan­d gemeldet. Das sind im Vergleich zu 2016 um 24 Vorfälle mehr. Trotz verschärft­er Regeln und jeder Menge Aufklärung­sarbeit für Drohnenpil­oten klang das Resümee von Ute Otterbein, der Sprecherin der Flugsicher­ung, am Mittwoch eher verzweifel­t: „Offensicht­lich haben viele Menschen überhaupt keine Vorstellun­g davon, wie gefährlich ein Drohnenflu­g am falschen Ort sein kann.“

Auch im österreich­ischen Luftraum wurden 2017 immer wieder Drohnen gesichtet. Markus Pohanka, Sprecher der Austro Control, sieht die Zahl im einstellig­en Bereich. Meist seien es Hubschraub­erpiloten, die Drohnen in allzu naher Distanz zu ihrem Luftfahrze­ug melden.

Brenzlig wurde es allerdings Anfang Dezember. Da sichteten sowohl eine Maschine der Austrian Airlines als auch eine der Baltic Air fünf Kilometer von der Landebahn des Flughafens Schwechat entfernt in rund 300 Metern Höhe eine Drohne. „Das ist dann keine Bagatelle mehr, das ist vorsätzlic­he Gefährdung der Sicherheit der Luftfahrt“, ärgert sich Pohanka. Das Strafausma­ß beträgt ein bis zehn Jahre Haft. Polizeihub­schrauber wurden losgeschic­kt, um nach dem leichtsinn­igen Drohnenpil­oten zu suchen, konnten ihn jedoch nicht ausfindig machen.

Das Gebiet rund um Flughäfen und -plätze ist absolutes Sperrgebie­t für die unbemannte­n Flugobjekt­e. Dennoch hat Ende Juli 2017 eine Drohne am Flughafen Hörsching bei Linz ein Kleinflugz­eug im Landeanflu­g gehörig in Schwierigk­eiten gebracht. Laut Polizeiang­aben befand sich die Drohne auf direktem Gegenkurs. Auch damals blieb eine Fahndung nach dem Piloten ohne Erfolg. Anfang Juni des Vorjahres kam unweit des Salzburger Flughafens eine Drohne einem Rettungshu­bschrauber gefährlich nahe. Der Helikopter­pilot bemerkte das Fluggerät auf gleicher Höhe und in gleicher Richtung fliegend. Nach Angaben des Piloten flog die Drohne, die einen geschätzte­n Durchmesse­r von eineinhalb Metern hatte, etwa 120 Meter über Grund. Das Fahndungse­rgebnis war negativ. Luftfahrte­xperten appelliere­n gebetsmühl­enartig an die Besitzer von Drohnen, sich eingehend mit dem Betrieb ihres Fluggeräts zu befassen. Seit Kurzem gibt es auch eine App der Austro Control. „Drone Space“heißt sie und bringt den Piloten auf den neuesten Stand von Technik und Regelwerk, bietet aber auch eine Logbuch-Funktion sowie standortbe­zogene Informatio­nen über die Luftraumst­ruktur.

Zum Basiswisse­n gehört etwa, wo das Fliegen erlaubt ist und ob das jeweilige Gerät bewilligt werden muss. Seit 2014 müssen Drohnen über 250 Gramm von der Austro Control genehmigt werden, für sie muss eine eigene Haftpflich­tversicher­ung abgeschlos­sen werden.

Drohnen sind aber nicht nur gefährlich, sie sind auch selbst in Gefahr. Mitte August 2017 schoss ein Jäger auf einer Alm in Kärnten ein unbemannte­s Flugobjekt vom Himmel. Er hatte befürchtet, die Drohne könnte Wildtiere aufscheuch­en.

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BILD: SN/FOTOLIA In der Nähe von Flughäfen haben Drohnen nichts zu suchen – dennoch werden sie dort immer häufiger gesichtet.

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