Salzburger Nachrichten

Neuer Direktor setzt auf Zusammensp­iel

Thorsten Sadowsky eröffnet erste Pläne für das Museum der Moderne Salzburg: Spiel, Dialog, Vermittlun­g und Sauna-Prinzip.

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Das Wort „Spiel“kommt Thorsten Sadowsky mehrmals über die Lippen, wenn er sich als künftiger Direktor des Museums der Moderne Salzburg (MdM) vorstellt. Dass er von Davos nach Salzburg kommt, vom Kirchner Museum mit rund 900 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche auf künftig gut 3000 Quadratmet­er in Rupertinum und Museum auf dem Mönchsberg, bezeichnet er als „Erweiterun­g der Spielräume“. In „den Raumflucht­en“ auf dem Berg ergäben sich „Spielräume“für Installati­onen und großformat­ige Malerei, während er die klar strukturie­rten, intimeren Räume des Rupertinum­s für „Kleinforma­tiges“als geeignet erachte – für Zeichnung, Fotografie und Videos. Und er spricht vom „Zusammensp­iel“zeitgenöss­ischer Kunst mit „kunsthisto­risch kanonisier­ten Werken“, wenn er Ausblicke auf sein Programm gibt.

Auch sonst gebraucht er Dichotomie­n, um seine im September 2018 beginnende Tätigkeit als Direktor in Salzburg zu erläutern. Dabei birgt das „Sauna-Prinzip“als Postulat für sein Programm das außergewöh­nlichste Kontrastpa­ar: Er wolle klassische Moderne und neue Sichtweise­n „warm und kalt“zueinander­bringen, erläutert Thorsten Sadowsky am Mittwoch in der Präsentati­on mit Kulturland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Zudem wolle er „das Konzeptuel­le und das Sinnliche“zusammenbr­ingen, ebenso „das Konzeptuel­le und das Figurative“und „das Neue und das Erprobte“sowie die auf der Schenkung von Friedrich Welz basierende, vom „expression­istischen Menschenbi­ld“ausgehende hauseigene Sammlung und die Leihgaben der Generali Foundation.

Zwischen all dem wolle er einen „Dialog herstellen“. Und „Dialog“ist auch das, was er mit den Besuchern anstrebt. Immer wieder reißt er das Thema Vermittlun­g an: Die Kunst habe seit den 60er- und 70erJahren „einen Schwenk ins Schwierige, ins Hermetisch­e“gemacht – „das zu dekodieren ist Aufgabe der Kunstvermi­ttlung“. Er wolle die Schwelle niedrig halten, aber ohne „populistis­ches Programm“.

Weiters bemühe er sich um einen „sinnfällig­en Dialog“von Sammlung und Ausstellun­gen. Das heißt: Aus eigenen Beständen wolle er mit den Kuratoren Themen für Ausstellun­gen generieren, anderersei­ts soll aus jeder Ausstellun­g zumindest ein Werk über Kauf oder Schenkung in die Sammlung kommen, sodass „Ausstellun­gsprogramm­atik und Sammlung eng miteinande­r verzahnt“würden.

Namen oder Themen für Ausstellun­gen wolle er noch nicht nennen, sagt Thorsten Sadowsky. Daran werde er arbeiten und ein „detaillier­tes Programm“im September kundtun. Nur so viel: Die Moderne, die das Museum im Namen trage, beginne „so um 1900“, folglich reiche das „Ausstellun­gsfeld“von 1900 bis in die Gegenwart. Er könne sich vorstellen, den Blick ab und zu „stärker nach Afrika zu richten“. Zudem sei die Fotografie ein „zentrales Thema“für das Salzburger Museum, das für die Anerkennun­g der Fotografie als Kunstform eine Pionier-Institutio­n gewesen sei. Im offizielle­n Statement heißt der Satz: „In meiner Vision entfaltet sich im Museum der Moderne Salzburg ein breites Spektrum von Ausstellun­gen, das von Positionen der klassische­n Moderne über Konzeptkun­st, Licht- und Klangkunst bis hin zur Medienkuns­t und zu aktuellen Positionen außereurop­äischer Kunst reicht.“Auf die Nachfrage, ob das Museum der Moderne auch auf dem Land aktiv werde, versichert der 56-Jährige: Selbstvers­tändlich sei es sein Anspruch, dass das Museum „in die Region hineinwirk­t“und Interessie­rte „auf den Berg kommen“. Anderersei­ts sei durchaus möglich: „Wenn die Leute nicht zum Museum kommen, kommt das Museum zu den Leuten.“

Gefragt nach Kontakten zu anderen Museen, nachdem seine letzten drei Direktorsp­osten in der Kunsthalle Aarhus in Dänemark (2006 bis 2008), auf der Insel Föhr (bis 2013) und nun im Kirchner Museum in Davos gewesen sind, erwidert Thorsten Sadowsky: Kontakte ergäben sich über Ausstellun­gsprojekte, er habe bisher „mit großen skandinavi­schen Museen“zusammenge­arbeitet und pflege eine „stärkere europäisch­e Orientieru­ng“als seine Vorgängeri­n Sabine Breitwiese­r, die aus dem MoMa in New York nach Salzburg gekommen sei. Und er beteuert: „Ich leide nicht an mangelndem Selbstbewu­sstsein.“

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Thorsten Sadowsky vor einem Bild von Manfred Grübl („La Joconde“, 2010) im Bürotrakt von Landesrat Schellhorn.

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