„Life Guidance“: Anleitung zum Unauffälligsein
Die Wirtschaft will uns vorhersehbar, effizient und stromlinienförmig haben, so weit der Konsens, was Zukunftsvisionen betrifft. Das gilt auch für den ScienceFiction-Film „Life Guidance“von Ruth Mader, in dem Fritz Karl den Angestellten Alexander spielt, der eines Tages zwischen Midlifecrisis und romantischen Anwandlungen nicht mehr funktioniert, wie er soll.
Der Film hat das Pech, ein Jahr nach der ebenfalls in Wien angesiedelten dystopischen Fantasie „Stille Reserven“ins Kino zu kommen, der in völlig anderen Bildern eine ähnliche gesellschaftliche Entwicklung schildert: Emotionen sind nur in Maßen zugelassen, wer nicht spurt, wird schlecht bewertet. In „Life Guidance“wird der fehlerhafte Angestellte zwangsweise einer infantilen Therapie unterzogen, woran Alexander fulminant scheitert. Als er an den Stadträndern Gleichgesinnte sucht, die ebenfalls unter dem System leiden, wird man erst recht auf ihn aufmerksam, und die Bestrafung folgt auf dem Fuß. Mader, deren voriger Film „What Is Love“(2012) sich dokumentarisch mit der Liebe auseinandergesetzt hat, untersucht hier, wie Beziehungen unter gesellschaftlich sanktionierten Extrembedingungen funktionieren könnten: Wenn sogar intimste Emotionen registriert werden, und wenn – hier wird die Zukunftsvision zum Rückgriff auf Stasi-Gepflogenheiten – das geliebte Gegenüber Spitzeltätigkeiten für die Obrigkeit durchführt.
Was nach Science-Fiction klingt, ist in Zeiten von Alexa, der Google-Amazon-Bestellwelt und dem furchteinflößenden Sozialkreditsystem, das in China über Social Media die Verhaltensmuster der Bürger überwacht, gar nicht fern. Doch gerade dieses „in Zeiten von“ist ein Problem: Was viele beunruhigt, findet auch vielfach Echo in den Kino- und TV-Albträumen. So berückend die Bildwelt ist, die das Futuristische in Wien verortet: Originell ist „Life Guidance“nicht, und leider am Ende auch nicht konsequent genug. Film: