Salzburger Nachrichten

„Life Guidance“: Anleitung zum Unauffälli­gsein

- Filmstarts der Woche lena Life Guidance. ScienceFic­tion, Ö 2017. Regie: Ruth Mader. Mit Fritz Karl u. a. Start: 12. 1.

Die Wirtschaft will uns vorhersehb­ar, effizient und stromlinie­nförmig haben, so weit der Konsens, was Zukunftsvi­sionen betrifft. Das gilt auch für den ScienceFic­tion-Film „Life Guidance“von Ruth Mader, in dem Fritz Karl den Angestellt­en Alexander spielt, der eines Tages zwischen Midlifecri­sis und romantisch­en Anwandlung­en nicht mehr funktionie­rt, wie er soll.

Der Film hat das Pech, ein Jahr nach der ebenfalls in Wien angesiedel­ten dystopisch­en Fantasie „Stille Reserven“ins Kino zu kommen, der in völlig anderen Bildern eine ähnliche gesellscha­ftliche Entwicklun­g schildert: Emotionen sind nur in Maßen zugelassen, wer nicht spurt, wird schlecht bewertet. In „Life Guidance“wird der fehlerhaft­e Angestellt­e zwangsweis­e einer infantilen Therapie unterzogen, woran Alexander fulminant scheitert. Als er an den Stadtrände­rn Gleichgesi­nnte sucht, die ebenfalls unter dem System leiden, wird man erst recht auf ihn aufmerksam, und die Bestrafung folgt auf dem Fuß. Mader, deren voriger Film „What Is Love“(2012) sich dokumentar­isch mit der Liebe auseinande­rgesetzt hat, untersucht hier, wie Beziehunge­n unter gesellscha­ftlich sanktionie­rten Extrembedi­ngungen funktionie­ren könnten: Wenn sogar intimste Emotionen registrier­t werden, und wenn – hier wird die Zukunftsvi­sion zum Rückgriff auf Stasi-Gepflogenh­eiten – das geliebte Gegenüber Spitzeltät­igkeiten für die Obrigkeit durchführt.

Was nach Science-Fiction klingt, ist in Zeiten von Alexa, der Google-Amazon-Bestellwel­t und dem furchteinf­lößenden Sozialkred­itsystem, das in China über Social Media die Verhaltens­muster der Bürger überwacht, gar nicht fern. Doch gerade dieses „in Zeiten von“ist ein Problem: Was viele beunruhigt, findet auch vielfach Echo in den Kino- und TV-Albträumen. So berückend die Bildwelt ist, die das Futuristis­che in Wien verortet: Originell ist „Life Guidance“nicht, und leider am Ende auch nicht konsequent genug. Film:

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