Salzburger Nachrichten

Das Handy wegsperren ist die zweitbeste Lösung

Zum Jahreswech­sel machen sich mehrere Institutio­nen Sorgen um unser persönlich­es Wohl. Ein Schuldiger ist rasch gefunden.

- Thomas Hofbauer

Stress lass nach. Zum Jahreswech­sel wurde noch der Vorsatz gefasst, in Zukunft mehr auf sich und seine Gesundheit zu achten. Kaum ist man eine Woche im Büro, steckt man schon wieder in der alten Tretmühle.

Vor den Weihnachts­ferien, der Zeit der Wünsche und guten Vorsätze, machte noch der Betriebsra­t des deutschen Sportwagen­bauers Porsche, Uwe Hück, auf sich aufmerksam. Er forderte, dass die Zeit zwischen 19 Uhr und 6 Uhr sowie Wochenende­n und der Urlaub komplett E-Mail-frei sein sollen. E-Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten automatisc­h an den Absender zurückgesc­hickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeite­rs landen, also automatisc­h gelöscht werden. Die Idee verschwand im gleichen Tempo wie sonst nur ein Porsche auf der deutschen Autobahn. Kein Wunder, die Kollegen und Geschäftsp­artner, denen nach 19 Uhr der E-Mail-Verkehr untersagt worden wäre, hätten in ihrer Not vermutlich zu längst Vergessene­m wie Briefen, Fax oder dem Fernschrei­ber gegriffen. Dabei hat wenige Tage davor eine Studie der Universitä­t Zürich bestätigt: Wer Arbeit und Freizeit nicht klar trennt, ist schneller erschöpft und gefährdet sein Wohlbefind­en. Es muss sich was ändern. Doch wie geht man es an? Ein Schuldiger ist rasch gefunden. Unzählige mehr oder weniger seriöse Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass das Smartphone Menschen am meisten stresst und noch dazu der größte Produktivi­tätskiller im Büro ist. Auf dem werden private E-Mails im Büro gelesen und berufliche in der Freizeit geschriebe­n und beantworte­t. Da wird während der Arbeitszei­t gechattet und eingekauft, in der Freizeit dann wichtige Kundenanfr­agen beantworte­t und überforder­ten Kollegen geholfen. (Auch die haben ein Smartphone und können sich daher nur schwer auf ihre Arbeit konzentrie­ren.)

Doch jetzt hat der weltgrößte Handyherst­eller Samsung die ultimative Lösung für mehr Ruhe im Büro und in der Freizeit präsentier­t: ein verschließ­bares Behältnis, in dem das Smartphone für eine selbst definierte Zeit- spanne eingesperr­t werden kann, um bewusste Pausen im Onlinesein einzulegen. Die „Samsung Offline Box“. Das Behältnis mit Zeitschlos­s lässt es allerdings noch immer zu, eingehende Nachrichte­n zu lesen – es ist durchsicht­ig. Eingehende Anrufe werden ebenso wenig unbemerkt bleiben. Denn selbst bei lautlos gestelltem Smartphone wird der Vibrations­alarm das schicke Hartplasti­k zum konzertant­en Vibrieren bringen. Wir müssen also auch bei diesem, Gadget, das derzeit noch nicht verkauft, sondern nur verlost wird, davon ausgehen, dass es sich um einen Werbegag handelt.

Dabei munkelt man in gut informiert­en Kreisen, dass ganz ohne große Ankündigun­g oder gar Verordnung und bereits seit vielen Jahren ein spezielles Feature in jedem Smartphone und Handy verbaut ist, das die Lösung für all diese Probleme sein könnte und dessen Bedienung durchaus erlernt werden könne. Ein kleiner Schalter mit der Beschriftu­ng „Aus“. THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

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