Der etwas andere Sport in Nordkorea
Es gibt positive Signale von Nordkorea für eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen im Nachbarland Südkorea. Die sportliche Vergangenheit der Diktatur verlief teils skurril.
THOMAS GOTTSMANN RICHARD OBERNDORFER
Am Mittwoch sollen am Sitz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne die letzten Details für eine Teilnahme Nordkoreas bei den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) geklärt worden sein. Chang Ung, Nordkoreas Mitglied im IOC, war in der Schweiz gesichtet worden – einen Tag nach dem Bekenntnis des Landes, in Südkorea dabei sein zu wollen. Mit einer Abordnung von 400 bis 500 Personen. Am 20. Jänner will das IOC eine endgültige Entscheidung über die Teilnahme Nordkoreas treffen.
Für die Winterspiele in Pyeongchang haben sich bisher nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik im Paarlauf qualifiziert, sich jedoch nicht fristgerecht angemeldet. Die Nordkoreaner trainieren seit Monaten im Verborgenen und werden Ende Jänner erstmals in diesem Winter eine Wettkampfarena im Ausland betreten.
Dies ist längst nicht die einzige skurrile sportliche Facette im Land von Diktator Kim Jong Un, der seit einiger Zeit versucht, die Nation in eine internationale Sportmacht zu verwandeln. Noch im Verborgenen. Die Bevölkerung weiß aber, wofür trainiert wird: „Um fit zu sein für einen Angriff der USA“, sagen viele.
Im Winter setzt Nordkorea auf den Eiskunstlaufsport. In Pjöngjang steht beispielsweise eine riesige Halle für 6000 Zuschauer. Trainiert wird bereits mit Kindern ab sechs Jahren, die sich schon international präsentieren sollen. Was dem Internationalen Eislaufverband nicht nur einmal missfallen war. Die Folge waren Sperren für Bewerbe bei den Erwachsenen. Beliebt sind Tennis und Basketball – zumeist gespielt in Käfigen nahe der Straße.
Eine Sportart prägt die Nation aber besonders: Fußball. Die Frauen-Nationalmannschaft, Nummer elf der FIFA-Weltrangliste, war schon bei vier WMEndrunden dabei, 2007 stand man im Viertelfinale. Rund um diese Sportart ranken sich auch viele Gerüchte.
Bei der ersten WM-Teilnahme sorgten die Männer Nordkoreas sportlich für Aufsehen. 1966 warf der Underdog Italien aus dem Bewerb und schied erst im Viertelfinale gegen Portugal aus. Bei der WM 2010 war man dann vor allem wegen kuriosen Nebengeräuschen in den Schlagzeilen. Nach der knappen Pleite gegen Brasilien wurde das Spiel gegen Portugal live im Fernsehen übertragen. Als sich eine klare Niederlage abzeichnete, verzichtete der nordkoreanische Kommentator für den Rest der Partie auf Bemerkungen. Normalerweise werden Spiele der Nationalmannschaft zeitversetzt gezeigt. Im Falle einer Niederlage wird das Spiel nicht gesendet.
Bei der WM 2010 nicht im Kader stand Kwang-Ryong Pak, der seit vergangenem August beim österreichischen Bundesligisten St. Pölten unter Vertrag steht.