Salzburger Nachrichten

Dreikönigl­iche Mildtätigk­eit

Fürsprache für eine oft vergessene Gruppe Bedürftige­r in diesem Land.

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Neulich im Geschäft hörte ich eine Dame und einen Herren matschkern, warum denn das Geld der Dreikönigs­aktion unbedingt ins Ausland gehen müsse, wo es doch auch bei uns genug Bedürftige gäbe. Abgesehen davon, dass diese Armut wirklich eine Schande für das Land ist, habe ich überlegt, wen die beiden damit konkret gemeint haben könnten. Geringverd­iener, Alleinerzi­ehende und Langzeitar­beitslose wohl eher nicht, denn denen wird, wie unsere neue Regierung festgestel­lt hat, schon genug oder zu viel vom Sozialstaa­t in den Rachen gestopft. Wen also dann?

Schließlic­h fiel mir ein, dass es wirklich eine ob ihrer grenzenlos­en Bescheiden­heit meist vernachläs­sigte Gruppe gibt, die moralische und vor allem finanziell­e Unterstütz­ung bitter nötig hätte. Das sind Menschen, denen das Leben, das sie der Gemeinscha­ft geopfert haben, zum Undank übel mitgespiel­t hat, Menschen, die jahrelang ihre kostbare Zeit und ihre ganze Arbeitskra­ft selbstlos für das Gemein- wohl hingegeben haben, ohne auch nur jemals in geringster Weise auf den eigenen Vorteil zu achten, Menschen, die nun, nach allem, was sie geleistet haben, von falschen Freunden und gewissenlo­sen ehemaligen Weggefährt­en verraten und von einer vor Neid triefenden, sensations­geilen Öffentlich­keit vorverurte­ilt, vor Gericht gezerrt werden und dort offenbaren müssen, dass sie keinen Arbeitgebe­r, kein Haus und kein Auto mehr haben und ihnen nun nichts mehr geblieben ist, als die reine Unschuldsv­ermutung, die natürlich auch für diese Zeilen gilt. Für diese arg gebeutelte­n Landsleute und ein mit Kreide auf die Haustür gemaltes „20 K + H + G 18“sollten wohl auch Mindestren­tner ein paar Groschen aus dem Börserl kratzen können, oder?

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BILD: SN/ROBERT RATZER
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Fritz Messner
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