Ruhe statt Urlaubsrummel
Handy und Wecker abschalten, das einfache Leben genießen – das ist der neue Reisetrend. Die digitale Reizüberflutung und die Weltlage wecken den Wunsch nach Bergen und Seen.
WIEN. Jahrelang bemühten sich Hoteliers und Urlaubsanbieter um immer mehr und spektakulärere Angebote. Am Urlaubsort musste es eine Vielzahl von Unterhaltungsmöglichkeiten geben, Nachtleben, Party, Veranstaltungen aller Art waren Voraussetzung. Aber das ist nur noch die halbe Wahrheit.
Für jeden zweiten Österreicher nämlich ist Ruhe im Urlaub in den jüngsten fünf Jahren wichtiger geworden, zeigt der aktuelle „RuefaReisekompass“, der anhand von 1500 Online-Interviews (von marketagent.com) neue Trends aufzeigt. Wesentlicher Grund dafür seien permanente Reizüberflutung und ständige Erreichbarkeit durch elektronische Medien, die den Wunsch nach „digitalem Entgiften“(Digital Detox) im Urlaub verstärkten, meinen die Ruefa-Geschäftsführer Helga Freund und Walter Krahl. Eine Rolle spielt wohl auch die Tatsache, dass die geburtenstarke Generation der Babyboomer allmählich ins gesetztere Alter vorrückt. Aber auch Familien mit Kindern und Doppelverdiener wissen Ruhe im Urlaub vermehrt zu schätzen. Ins Bild passt, dass 43 Prozent mehr Wert auf gemeinsame Zeit mit Freunden/Familie legen, fast ebenso viele haben den verstärkten Wunsch, „den Job zu vergessen und einfach mal nichts zu tun“. Ein Drittel freut sich über Ausschlafen ohne Weckerklingeln.
Komplementär dazu gibt ein Viertel der Befragten an, Partys und Nachtleben, große Events und Festivals sowie „Shoppen bis zum Umfallen“hätten für sie an Relevanz verloren. Dieser Trend geht Hand in Hand mit einer Verhaltensänderung als Folge „der weltpolitischen Lage“samt möglichen Sicherheitsrisiken. In Summe ist die Reisefreudigkeit von Herrn und Frau Österreicher mit 88 Prozent zwar ungebrochen, gut ein Drittel will 2018 sogar öfter verreisen als im Vorjahr. 53 Prozent geben an, ihr konkretes Reiseverhalten aus diesem Grund geändert zu haben, 80 Prozent meiden gewisse Auslandsziele und gut jeder Dritte verreist öfter im Inland – meist in Form eines zusätzlichen Kurzurlaubs. So plant ein Fünftel heuer mindestens vier Urlaubsfahrten. Die meisten davon sind Singles oder sogenannte Millennials, also jene Generation, die seit der Jahrtausendwende volljährig wurde. Motive für die gestiegene Reiselust: eine veränderte private Situation, dass mehr Geld zur Verfügung steht und mehr Stellenwert von Urlaub.
Österreich bleibt Dauerbrenner, drei von vier Befragten wollen im eigenen Land urlauben. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen die Klassiker Berge und Seen. Sehr gut mithalten können da noch Thermenregionen mit ihrem wetterunabhängigen Angebot, während Inlands-Städtereisen an Attraktivität eingebüßt haben.
Top-Auslandsziele der Österreicher sind heuer Kroatien, Italien, Deutschland, Griechenland und Spanien. Sommerbuchungen in die Türkei haben sich bei Ruefa verdoppelt – auf 2,3 Prozent, nur knapp vor Norwegen. Bei Fernreisen führen die USA und Thailand das Feld an, vor Kuba und der Dominikanischen Republik.