Salzburger Nachrichten

Warnung an den Bund: „Wer anschafft, der zahlt“

Westösterr­eichische Machtdemon­stration in Wien: Die Länder wollen nicht für Maßnahmen zahlen, die sich der Bund einfallen lässt.

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Die Bundesregi­erung kommt mit ihrer Absicht, Langzeitar­beitslose statt mit der Notstandsh­ilfe mit der Mindestsic­herung abzufinden, von zwei Seiten unter Druck. Zum einen mehren sich in der FPÖ die Stimmen, die einen staatliche­n Zugriff auf das Vermögen der Langzeitar­beitslosen ausschließ­en. Ein solcher Vermögensz­ugriff ist (bis auf einen Freibetrag von 4000 Euro) bei Mindestsic­herungsbez­iehern aber vorgesehen. Gegen diese Vorgangswe­ise im Falle der Langzeitar­beitslosen legte die FPÖ am Wochenende ihr Veto ein. „Mit der FPÖ wird es keinen Zugriff auf Eigentum oder Vermögen geben“, stellte die wahlkämpfe­nde Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek, die seit Kurzem auch FPÖ-Generalsek­retärin ist, am Wochenende klar.

Und zum anderen weigern sich die Landeshaup­tleute, die mit der geplanten Maßnahme verbundene­n Kosten zu tragen. Im Gegensatz zu Arbeitslos­engeld und Notstandsh­ilfe, die vom AMS ausbezahlt werden, sind für die Mindestsic­herung, die in Zukunft das soziale Fangnetz für Langzeitar­beitslose bilden soll, die Länder zuständig. Gegen deren Belastung wehrte sich am Sonntag der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP): „Die Sparsamen (nämlich die Länder, Anm.) dürfen nicht die Deppen sein“, sagte er in Richtung Bund, und: „Wer anschafft, der zahlt.“

Der Botschaft lauschten nicht nur die Vertreter der „Westachse“(Salzburg, Tirol, Vorarlberg), die Platter zu einem Treffen nach Wien eingeladen hatte. Auch namhafte Vertreter des von Platter angesproch­enen Bundes waren anwesend. Etwa Finanzmini­ster Hartwig Löger, Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (sie stammt aus Tirol) und die Salzburger­in und Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler.

Während sich Platter über die Arbeit der ÖVP-Minister lobend äußerte, fand er kritische Worte für den Koalitions­partner. „Der ein oder andere Rülpser ist nicht notwen- dig“, sagte der Landeshaup­tmann unter indirekter Bezugnahme auf die Aussage Innenminis­ter Herbert Kickls, man wolle Asylbewerb­er „konzentrie­rt“an einem Ort halten.

Die SPÖ warnt indes vor dem Plan der Regierung, die Liste der Mangelberu­fe zu erweitern und damit den Zuzug ausländisc­her Arbeitskrä­fte zu erleichter­n. Dadurch kämen bis 2022 an die 150.000 Zuwanderer nach Österreich. Die FPÖ wies diese Darstellun­g als „rotes Propaganda­geschrei“zurück.

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BILD: SN/APA/HERBERT P. OCZERET Wer souffliert hier wem? Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter und die aus Tirol stammende Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck.

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