Salzburger Nachrichten

Viele Hundewelpe­n werden illegal verkauft

Sie werden Muttertier­en zu früh weggenomme­n und illegal verkauft: Bis zu 200.000 Hundewelpe­n werden jährlich durch oder nach Österreich geschmugge­lt. Unter grausamen Bedingunge­n.

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Das Geschäft mit Welpen ist brutal: Sie werden Muttertier­en zu früh weggenomme­n und unter grausamen Bedingunge­n nach und durch Österreich geschmugge­lt.

EISENSTADT. Ganze sechs Minuten dauerte am Montag der „Prozess-Versuch“gegen einen 34jährigen Rumänen am Landesgeri­cht Eisenstadt. Der Mann war bereits zum zweiten Mal nicht vor Gericht erschienen. Sein Fall sorgte im Oktober 2016 für Aufsehen: 47 Hundewelpe­n waren in teils viel zu kleine Boxen eingesperr­t oder übereinand­erliegend in einen Pkw gepfercht worden. Der 34-Jährige saß am Lenkrad. Ausgangspu­nkt des Hundeschmu­ggels war Rumänien; Ziel hätte Frankreich sein sollen. Gestoppt wurde er nach 1100 Kilometern bei Nickelsdor­f.

Die Tiere – Chihuahuas, Yorkshire Terrier, Französisc­he und Englische Bulldoggen sowie Zwergspitz­e etwa – waren zwischen drei und sieben Wochen alt und damit viel zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu werden. Im Auto befanden sich weder Wasser noch Futter für die Welpen. Dafür fanden Polizisten 24 verfälscht­e EU-Tierpässe. Der Rumäne hätte sich nun wegen Tierquäler­ei und Urkundenfä­lschung verantwort­en sollen. Er wird zur Aufenthalt­sermittlun­g ausgeschri­eben.

Das knallharte Geschäft mit Hundewelpe­n ist meist gut organisier­t. Im Fokus der kriminelle­n Händler steht der schnelle Profit. Kunden sollen mit billigen Vierbeiner­n versorgt werden. Im Internet werden sie für ein paar Hundert Euro angeboten. Mit treuherzig­em Blick und samtigem Fell sind sie auf Fotos zu sehen. Die Wahrheit sieht meist anders aus.

„Welpenschm­uggel ist – einmal abgesehen von der Tierquäler­ei – ein Gesundheit­srisiko. Viele Tiere kommen aus osteuropäi­schen Ländern wie Serbien. Das ist ein Tollwutlan­d. Sie sind nicht dagegen geimpft. Nicht abzusehen, wenn in Österreich wieder die Tollwut aufkäme“, sagt Silvia Stefan-Gromen, Sprecherin der Österreich­ischen Tierärztek­ammer. Immer wieder erfahre sie von Fällen, bei denen kleine Rassehunde wie Terrier oder Möpse sowie Kampfhunde illegal angeboten würden. Sie sagt, dass Schläge gegen den organisier­ten Handel kaum gelängen. „Große Fische sind nicht zu fangen, meist werden solche aufgegriff­en, die Hunde aus dem Kofferraum auf Parkplätze­n verkaufen.“Wie oft das der Fall sei, könne sie nicht sagen.

In dieselbe Kerbe schlägt die Wiener Polizei. Konkrete Zahlen zu illegalem Welpenhand­el liegen nicht vor, wie Sprecher Patrick Maierhofer berichtet. „Das fällt in den meisten Fällen unter Tierquäler­ei, kann aber auch Betrug sein – oder beides. Somit wären weder die Anzeigen nach Tierquäler­ei beziehungs­weise nach Betrug aussagekrä­ftig, weil viele andere Taten ebenfalls unter diese Delikte fallen“, erklärt er. Tierschütz­er kolportier­ten immer wieder die Anzahl von 200.000 Welpen, die illegal nach Österreich kämen, sagt Stefan-Gromen von der Tierärztek­ammer.

Wie erkennen Tierliebha­ber, ob sie es mit einwandfre­ien Welpen zu tun haben? Jünger als acht bis zwölf Wochen sollen sie keinesfall­s vom Muttertier genommen werden. „Der erste Blick zeigt viel“, sagt Tina Balaun, Sprecherin beim Österreich­ischen Tierschutz­verein. Künftige Hundehalte­r sollen sich Augen und Ohren gut ansehen. Diese sollten sauber sein und nicht unangenehm riechen. Balaun rät, das Tier vor dem Kauf beim Tierarzt durchcheck­en zu lassen. „Auch der Preis verrät einiges“, sagt sie. Ein Rassehund koste in Österreich durchschni­ttlich zwischen 800 und 1300 Euro. Liege der Preis weit darunter, müssten die Alarmglock­en schrillen.

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BILD: SN/LPD BURGENLAND Diese Welpen wurden in einem Auto eingepferc­ht entdeckt.

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