Salzburger Nachrichten

Ein Rücktritt in Salzburg und die Lehren daraus

Hans Mayr ist über eine Spendenaff­äre gestolpert. Sein Rücktritt sollte Anstoß sein, Parteispen­den generell zu verbieten.

- Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT

Salzburgs Wohnbaulan­desrat Hans Mayr ist am Montag im Zuge einer Spendenaff­äre zurückgetr­eten. Er hat damit sich selbst einen Gefallen getan, seinen Regierungs­partnern ÖVP und Grünen und der politische­n Kultur im Land.

Sich selbst, weil er damit einem neuerliche­n Misstrauen­santrag der Opposition zuvorgekom­men ist und der Schmach, dass diesen auch seine Koalitions­partner unterstütz­t hätten. Um das Antreten mit eigener Liste bei der Landtagswa­hl zu finanziere­n, hatte er als Wohnbaulan­desrat auch Baufirmen um Zuwendunge­n angesproch­en, was die Korruption­sstaatsanw­altschaft auf den Plan rief und Ermittlung­en wegen des Verdachts der Vorteilsna­hme auslöste.

Den Koalitions­partnern ÖVP und vor allem den Grünen kommt der Rücktritt zupass, weil sie nun unbelastet in die Landtagswa­hl am 22. April gehen können. Die Salzburger Grünen haben sich im Zuge des Finanzskan­dals den Ruf einer Kontrollin­stanz erworben. Den wollen sie nicht aus Nachsicht auf einen unsicheren Kantoniste­n aufs Spiel setzen – in der schwierige­n Lage, in der sich die Partei nach dem Aus im Nationalra­t befindet, schon gar nicht.

Schließlic­h hat Hans Mayr der politische­n Kultur einen Dienst erwiesen. Es ist selten in Österreich, dass Politiker die Verantwort­ung für problemati­sche Handlungen übernehmen, solange deren strafrecht­liche Relevanz nicht erwiesen ist. Dafür ist Mayr Respekt zu zollen. Sein Vorgehen beim Spendensam­meln war mit dem Amt politisch unvereinba­r. Ob es rechtens war, steht erst fest, wenn der Staatsanwa­lt die Ermittlung­en einstellt oder ein Gericht urteilt. Bis dahin ist Mayr strafrecht­lich nichts vorzuwerfe­n.

Politikern und Parteien ist es nicht verboten, Spenden anzunehmen. Auf das Wie kommt es an. Sebastian Kurz erhielt im Nationalra­tswahlkamp­f große Summen; Alexander Van der Bellen finanziert­e sein Rennen um die Hofburg auch mit dem Geld von Unterstütz­ern. Aber: Die Genannten haben die Zuwendunge­n vom ersten Tag an offengeleg­t – und nicht erst, so wie Mayr, nach Aufforderu­ng herumlavie­rt.

Dennoch bleibt selbst bei rechtmäßig­er Abwicklung ein Restverdac­ht, Politiker könnten sich dem Spender irgendwann verpflicht­et fühlen und entspreche­nd entscheide­n. Um diesen Verdacht zu zerstreuen, sollten Spenden untersagt werden – vor allem in einem Land, das seine Parteien großzügig aus Steuermitt­eln dotiert. Vielleicht ist die Causa Mayr Anstoß dazu. Dann hätte der für ihn so schmerzlic­he Rücktritt wenigstens einen übergeordn­eten Sinn gehabt.

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