Augen auf, die Popstars kommen!
Was bringt das Konzertjahr 2018? Ein erster Blick auf Fixpunkte, Überraschungen und unermüdliche Wiederkehrer.
Auch wenn man bloß einen Stehplatz ganz hinten ergattert: Bei einem Konzert von Katy Perry können heuer alle Fans behaupten, ihrem Star direkt ins Auge geblickt zu haben. „Witness“(dt.: beobachten, bezeugen) heißt die Tour zum gleichnamigen Album. Bevor die ersten Töne erklingen, ist Perrys Auge auf die Bühne projiziert. 266.000 Besucher und 28 Millionen US-Dollar Umsatz hat die US-Sängerin laut Medienberichten seit dem Start im September bereits vorzuweisen. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass Katy Perry auch 2018 in den Listen der erfolgreichsten Livekünstler vorn dabei sein wird. Ihr Konzert am 4. Juni in der Wiener Stadthalle zählt in jedem Fall zu den größeren Events im heimischen Popjahr 2018.
An die aktuelle Allzweckwaffe der Popindustrie wird sie wahrscheinlich nicht herankommen: Singer-Songwriter Ed Sheeran ist zwischen anschmiegsamem Gitarrenpop und Duetten mit Rapper Eminem überall gleichzeitig präsent. Das Wiener Ernst-Happel-Stadion füllt der 26-jährige Brite heuer an zwei Abenden hintereinander (7./8. August). Ein Schelm, wer dabei an Helene Fischer denken muss: Die deutsche Schlagerkaiserin hatte 2015 im zwei Mal hintereinander ausverkauften Stadion gastiert. Heuer nimmt sie mit einem OpenAir-Termin vorlieb (Happel-Stadion, 11. 7.). Davor gibt sie freilich schon im Februar fünf Abende hintereinander in der Wiener Stadthalle (13. bis 18. 2.). Damit liefert sie ein Kontrastprogramm zum dunkel getönten Elektropop von Depeche Mode: Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher versprechen am 4. Februar einen frühen Höhepunkt in der Hallensaison.
In der Open-Air-Landschaft zeichnen sich unterdessen Veränderungen ab: Das Festival Rock in Vienna, das 2015 seine Premiere auf der Wiener Donauinsel gefeiert hatte, wird heuer nicht mehr stattfinden, wie ein Sprecher am Montag auf Nachfrage bestätigte. Konzipiert war es als urbane, mit der U-Bahn erreichbare Alternative zu den großen Open Airs, die oft an der Peripherie gedeihen. Dass es ein Nachfolgeformat nach dem Rückzug des Veranstalters Blue Moon geben könnte, ist nicht ausgeschlossen: Das Schwesterfestival von Rock in Vienna, das Münchner Rockavaria, findet heuer nach einem Jahr Pause wieder statt (9., 10. 6.). Bei den größten österreichischen RockOpen-Airs, Nova Rock und Frequency, stehen unterdessen Termine und Hauptakteure fest: Im Burgenland sind von 14. bis 17. Juni Die Toten Hosen, Iron Maiden, Marilyn Manson, Billy Idol und andere harte Rocker tonangebend, in St. Pölten bestimmen Gorillaz, Imagine Dragons, Casper und Co. die Mischung (Frequency: 16. bis 19. 8.).
Bonnie Tyler? Kim Wilde? Electric Light Orchestra? a-ha? Nicht nur in der Mode lässt sich 2018 weiterhin so tun, als ob die 80er-Jahre nie zu Ende gegangen wären. Auch musikalisch ist der poppige Bombast längst wieder tragbar geworden. Die norwegischen Popstars a-ha präsentieren bei einem Unplugged-Konzert (2. 2., Stadthalle) aber eine transparente Variante ihrer Hits. Bonnie Tyler singt im Bregenzer Festspielhaus (8. 4.), Kim Wilde in der Münchner Muffathalle (2. 10.) und in der Ottakringer Brauerei (19. 10.), Jeff Lynne setzt die Comeback-Reise mit seinem Electric Light Orchestra unter anderem in München (21. 9., Olympiahalle) und Wien (23. 9., Stadthalle) fort. Ein Wiederhören mit Erasure gibt es in München (Tonhalle, 4. 3.).
Auf Retrospektive setzt auch Roger Waters, wenn er für seine Tour „Us + Them“auf Songs der PinkFloyd-Alben „Dark Side of The Moon“, „The Wall“, „Animals“und „Wish You Were Here“zurückgreift (16. 5., Wien, Stadthalle, 13. 6., München, Olympiahalle).
Sind Bands, die in den frühen 2000er-Jahren berühmt wurden, mittlerweile ebenfalls schon im nostalgiefähigen Stadium? Auch das lässt sich 2018 überprüfen: zum Beispiel bei Franz Ferdinand (13. 3., Wien, Gasometer) oder Arcade Fire (18. 6., Stadthalle).