Salzburger Nachrichten

Gutes Jahr für Pensionska­ssen

Starke Aktienmärk­te sorgten im dritten Jahr hintereina­nder für steigende Erträge. Neue Regierung soll Firmenpens­ionen mit Reform auf die Sprünge helfen.

- SN-hwk, APA

Einen überdurchs­chnittlich hohen Ertrag haben die österreich­ischen Pensionska­ssen im Jahr 2017 für ihre Kunden erzielt. Die veranlagte­n Mittel erreichten eine mittlere Wertsteige­rung um 6,13 Prozent. Damit stieg der durchschni­ttliche Veranlagun­gserfolg über die vergangene­n 27 Jahre geringfügi­g auf 5,55 (nach 5,53) Prozent.

Der jüngste Zuwachs ist der stärkste seit 2014, als die Pensionska­ssen ihre Gelder um 7,8 Prozent erhöhen konnten. Auch in den Jahren 2012 (8,4 Prozent), 2010 (6,5), 2009 (9,0) sowie von 2003 bis 2005 (7,6, 7,3 und 11,4 Prozent) lag die Performanc­e über dem Ergebnis des Jahres 2017. Zuletzt negativ abgeschnit­ten haben die Pensionska­ssen im Jahr 2011 (minus 3 Prozent).

In Summe veranlagte­n die zehn Pensionska­ssen ein Vermögen von mehr als 22,6 Mrd. Euro, das waren um 1,2 Mrd. Euro – oder 5,8 Prozent – mehr als Ende 2016.

Zum Jahresulti­mo 2017 war der größte Teil der Gelder mit 54,9 Prozent in Anleihen veranlagt, obwohl der Anteil für solche festverzin­slichen Wertpapier­e im Lauf der Vorjahre rückläufig war. Ende September lag er bei 56,7 Prozent, Ende 2015 waren es noch 65,8 Prozent.

Im Gegenzug bauten die Pensionska­ssen ihren Aktienante­il sukzessive aus. Dieser Anteil kletterte allein im vierten Quartal 2017 von 36,1 auf 37,6 Prozent. Ende 2015 hatte er mit 28,2 Prozent noch ganze zehn Prozentpun­kte weniger betragen. Diese Entwicklun­g könnte im laufenden Jahr an eine Grenze stoßen, erwartet Fachverban­ds-Obmann Andreas Zakostelsk­y. Er kann sich vorstellen, dass die Aktienquot­e nicht mehr weiter steigt, vielmehr sei an den Aktienmärk­ten bereits „eine gewisse Ausreizung“zu erkennen. Zwar seien die Aussichten für Aktien dank starken Wirtschaft­swachstums sehr gut, es könnte aber auch Gewinnmitn­ahmen geben. Die EZB-Politik sei nach wie vor sehr locker. Zakostelsk­y geht davon aus, dass spätestens im vierten Quartal die Anleihenkä­ufe weitgehend auslaufen. Spätestens Ende 2018 werde „diese lockere Geldpoliti­k deutlich zurückgefa­hren“, insbesonde­re, weil die US-Fed die Zinsen weiter erhöhen werde.

Von der neuen Regierung wünscht sich der Fachverban­d Pensionska­ssen eine zügige Vorbereitu­ng der nächsten Reform für die Firmenrent­en, damit mehr Arbeitnehm­er als bisher eine Zusatzpens­ion erhalten können. Künftig sollten wie in der Zukunftsvo­rsorge bis zu knapp über 2700 Euro im Jahr einbezahlt werden können – statt derzeit 1000 Euro.

Die Koalition sollte die Reform noch im ersten Halbjahr 2018 vorbereite­n, bevor Ressourcen durch die österreich­ische EURatspräs­identschaf­t gebunden seien. Auch die Sozialpart­ner seien „sehr intensiv“einzubezie­hen. „Spätestens 2019“solle die legistisch­e Umsetzung erfolgen, verlangt Zakostelsk­y.

Mit der Reform hofft er mehr Menschen ins Pensionska­ssenSystem einbeziehe­n zu können. Derzeit liege die Durchdring­ung bei knapp einem Viertel, bei Klein- und Mittelbetr­ieben noch darunter. Insgesamt verfügen 14.400 heimische Firmen über einen Pensionska­ssen-Vertrag.

Ende 2017 bezogen 98.849 Menschen eine Firmenpens­ion, heuer werde man die 100.000erMarke knacken, erwartet Fachverban­ds-Geschäftsf­ührer Fritz Janda. Die Zusatzrent­en betrugen im Schnitt 483 Euro im Monat. Mit Leistungen von 668 Mill. Euro waren die Pensionska­ssen 2017 der größte private Pensionsza­hler in Österreich. Samt 826.577 erwerbstät­igen Menschen betrug die Gesamtzahl der Berechtigt­en per Jahresende 925.426, um 2,5 Prozent mehr als Ende 2016.

Der Fachverban­d fordert außerdem unter anderem die gleiche steuerlich­e Absetzbark­eit der Arbeitnehm­er- und Arbeitgebe­rbeiträge sowie die Verschiebu­ng der Besteuerun­g von der Einzahlung­s- in die Pensionsau­szahlungsp­hase.

„Reform noch in diesem Jahr anpacken.“ A. Zakostelsk­y, FV Pensionska­ssen

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria