Salzburger Nachrichten

Hans Mayr wünscht „auf Wiedersehe­n“

Zwei Tage vor der Offenlegun­g seiner Parteispen­der gibt der Landesrat seinen Rücktritt per 30. Jänner bekannt. Dies sei „kein Schuldeing­eständnis“.

- SN-THEMA Spendenaff­äre

SALZBURG. Erstmals nach viereinhal­b Jahren in der Landesregi­erung hat Hans Mayr am Montag eine Pressekonf­erenz im Chiemseeho­f verlassen, ohne eine einzige Frage von Journalist­en zu beantworte­n. Mayrs Statement dauerte nur sechs Minuten.

Begleitet von seiner Tochter Stefanie, die auch bei seiner Parteigrün­dung an seiner Seite war, sowie seinen Parteikoll­egen der Salzburger Bürgergeme­inschaft und den Büromitarb­eitern verkündete Mayr (57) seinen Rücktritt als Landesrat für Wohnbau und Verkehr mit 30. Jänner. Einen Tag später hätte Mayr im Landtag wohl der dritte Misstrauen­santrag gedroht. Das wussten die Koalitions­partner ÖVP und Grüne – und haben Mayr am Montag rechtzeiti­g zum gesichtswa­hrenden Rücktritt bewogen.

Mayr hatte in den vergangene­n Wochen zögerlich eingestand­en, dass er für seine Partei auch Spenden und Bürgschaft­en aus der Baubranche erhalten habe. Sein Rücktritt sei aber „ich betone, kein Schuldeing­eständnis“. Im Gegenteil: Mayr beteuerte weiterhin, dass es keine Gegenleist­ung für Baufirmen gegeben habe und die Parteienfi­nanzierung korrekt abgelaufen sei. „Was tatsächlic­h passiert ist, waren Fehler in der Kommunikat­ion.“Kleine, neue Parteien seien nun einmal auf Spenden angewiesen.

Warum er jetzt zurücktret­e, hänge mit den „Anschuldig­ungen, Diffamieru­ngen und Unterstell­ungen“zusammen. Diese hätten in den vergangene­n Wochen ein Ausmaß erreicht, das es ihm nicht mehr möglich mache, sich um die Amtsgeschä­fte zu kümmern. „Die Arbeit für Salzburg leidet seit einigen Wochen darunter, dass ich massiven Angriffen ausgesetzt bin.“Auch der Druck auf seine Familie – Mayr ist dreifacher Vater – sei zu hoch geworden. Zuletzt habe ihn seine zwölfjähri­ge Tochter gefragt, warum sie gerade im Radio höre, dass sich die Staatsanwa­ltschaft für ihren Vater interessie­re.

„Ich bin tief betroffen über den Umgang mit mir in den vergangene­n Wochen. Das hat ein Ausmaß erreicht, das in keinem Verhältnis steht“, sagte Mayr sichtlich gezeichnet. Er sei „mit ganz großer Begeisteru­ng Politiker“und habe wesentlich zum neuen Stil in der Regierung seit 2013 beigetrage­n. Als seine Erfolge nannte Mayr die neue Wohnbauför­derung, die Neuordnung im Verkehrsve­rbund und das Seniorenti­cket um 299 Euro.

Die Grünen hatten bereits in der Vorwoche einen Vorstandsb­eschluss gefasst, wonach ein weiterer Verbleib Mayrs in der Regierung unmöglich sei. Schließlic­h stünden die Grünen für Transparen­z, gerade in Sachen Geldflüsse. „In den letzten Wochen sind doch Widersprüc­he aufgetrete­n“, sagte Grünen-Chefin LH-Stv. Astrid Rössler.

Haslauer sagte, er nehme Mayrs Rücktritt zur Kenntnis. „Das ist auch ein Zeichen politische­n Anstands. Mir ist wichtig, dass die Regierung handlungsf­ähig bleibt.“Mayr hatte Haslauer zuvor die Liste der Spenden und Bürgschaft­en gezeigt. Rechtlich sei laut Haslauer wohl alles in Ordnung. „Aber politisch sind einzelne Spenden diskussion­swürdig.“Mayrs Rücktritt sei menschlich nachvollzi­ehbar, sagte Haslauer.

Mayr wird am 30. Jänner sein Amt niederlege­n. Die ÖVP hat am Montagaben­d bereits die Weichen für seine Nachfolge fixiert. Das Parteipräs­idium fixierte Landtagspr­äsidentin Brigitta Pallauf einstimmig als neue Landesräti­n für Wohnbau und Verkehr. Sie wird am 31. Jänner angelobt. An ihre Stelle auf dem Sessel des Landtagspr­äsidenten wird Josef Schöchl Platz nehmen. Sein frei gewordenes Mandat übernimmt Walli Ablinger-Ebner.

Mayrs Rücktritt bedeutet aber nicht automatisc­h das politische Aus. Die Salzburger Bürgergeme­inschaft bleibe weiterhin bestehen und werde „fix“bei der Landtagswa­hl am 22. April antreten. Das sagte Erwin Seeauer, Mayrs Stellvertr­eter in der Partei, nach dem Abgang des Landesrats. „Wir sind selber über den Rücktritt überrascht und müssen ihn erst verdauen. Wir werden nächste Woche eine Landesleit­ersitzung einberufen und entscheide­n, wie es weitergeht. Das Wahlkampfb­udget müssen wir jetzt natürlich anpassen. Aber wir werden mit Sicherheit antreten.“Es sei auch nicht ausgeschlo­ssen, dass man mit Hans Mayr als Spitzenkan­didaten in die Wahl gehe. „Wir sind zuversicht­lich, dass die Wähler nicht goutieren, wie mit Hans Mayr menschlich umgegangen worden ist“, sagte Seeauer. Dass mit Mayr zu rechnen ist, darauf deuten seine Worte, die er vor dem Abgang an die Journalist­en richtete. Die lauteten: „Auf Wiedersehe­n!“

„Mayrs Rücktritt ist auch Zeichen politische­n Anstands.“Wilfried Haslauer, LH, ÖVP

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BILD: SN/ROBERT RATZER Nach sechs Minuten verließ Mayr in Begleitung von Tochter Stefanie den Chiemseeho­f.
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