Grüne Bevormundung ist nichts als Öko-Kolonialismus
Es ist arrogant, Afrika und Asien grüne Gentechnik zu verbieten und ihnen Bio-Landwirtschaft zu verordnen.
In politischen und wissenschaftlichen Zirkeln Großbritanniens tobt derzeit ein veritabler Krieg. Ein Pastoral- und Moraltheologe namens Nigel Biggar hat in einem Aufsatz in der „Times“den unbestrittenen Gräueln britischer Kolonialherrschaft in Afrika und Asien ebenso unbestrittene positive Leistungen desselben Regimes gegenübergestellt, um Wohl und Wehe jener Zeit besser einschätzen zu können. Biggar machte sich keine Freunde damit. Über den historischen Kolonialismus wird seither heftig diskutiert.
Wir erleben freilich heute eine neue Form des Kolonialismus, die sich vortrefflich tarnt, als Unterstützung der Ärmsten der Armen. Die Bevormundung kommt von Gruppen, die sich der Hilfe verschrieben haben, die für sich den Anspruch erheben, sie retteten die Welt vor Ausbeutung und Zerstörung. Es geht um den Einsatz der grünen Gentechnik, die in Europa heftig umstritten ist und seit einiger Zeit in Afrika und Asien erhebliche Fortschritte macht. Nicht durch den verderblichen Einfluss amerikanischer Multis. Auch der „Gottseibeiuns“Monsanto hat nichts damit zu tun. Es sind afrikanische und asiatische Forscher, Universitäten und Regierungen, die auf grüne Gentechnik setzen, um massive Lücken in der Nahrungsmittelversorgung zu schließen und den Einsatz schädlicher Pestizide zu senken.
Südafrika baut seit Jahren gentechnisch veränderten Mais für den menschlichen Verzehr an, in Bangladesch werden Melanzani durch Gentechnik resistent gegen einen Schädling, der früher selbst mit den stärksten Pestiziden nicht zu kontrollieren war. In Indien decken sich immer mehr Bauern mit gentechnisch verändertem Saatgut ein, weil sie in Nachbarländern dessen Erfolg sehen. Auch afrikanische Bauern wollen immer häufiger GMO-Pflanzen säen und ernten.
Das Europäische Parlament verabschiedete im vergangenen Sommer ein Papier, wonach die EU der grünen Gentechnik in Afrika die Unterstützung entziehen soll. Wer also in Afrika versucht, seine hungrigen Mäuler zu stopfen, indem er durch grüne Gentechnik verlässliche Ernten erzielt, dem soll nach Ansicht der Grünen und etlicher NGOs die finanzielle Unterstützung entzogen werden. Nur wer auf biologischen Anbau setzt, erhält demnach Geld von der EU.
Die Entscheidung also, wie die Bauern in Afrika ihren Lebensmittelbedarf decken, fällt wieder einmal nicht in Afrika, sondern in Europa. Derartiges hatten wir schon einmal: als europäische Herrscher afrikanische Länder in Besitz nahmen und in europäischen Hauptstädten Lebensentscheidungen für die dortigen Untertanen gefällt wurden. Jetzt gibt es also auch einen grünen Öko-Kolonialismus.