Interview Inflationsexperte Josef Baumgartner, Wirtschaftsforschungsinstitut
SN: Warum ist die Inflation in Österreich laufend höher als in Deutschland? Josef Baumgartner: Hauptgrund sind höhere Preissteigerungen für Dienstleistungen, zum Teil auch Nahrungsmittel. In erster Linie geht es um touristische Dienstleistungen, insbesondere Preise in Cafés und Restaurants, die hier höher sind. Eine Rolle spielen die administrierten Preise, die bei uns stärker steigen.
SN: Was fällt da darunter? Alle Güter und Dienstleistungen im Verbraucherpreisindex, wo die öffentliche Hand die Preise festlegt, etwa Rezeptgebühr, Kosten für medizinische, Bildungs- und Kulturdienstleistungen, Preise im öffentlichen Nahverkehr, Gebühren für Wasser, Müll- und Abwasserentsorgung oder fürs Parken, Ausstellung von Reisepässen oder Führerscheinen oder die Autobahnvignette.
SN: Wie entwickelt sich dieser Abstand in der Inflation? Das variiert. Seit Beginn des harmonisierten Verbraucherpreisindex im Jahr 1996 bis 2010 lag der Inflationsunterschied bei etwa +0,25 Prozentpunkten. Seither ist er auf 0,7 Punkte angestiegen. Der Großteil geht auf Dienstleistungspreise zurück.
SN: Warum sind eigentlich Kaffee und Essen im Wirtshaus in Österreich teurer als in Deutschland? Es ist weniger mangelnde Konkurrenz in der Gastronomie als vielmehr die hohe Nachfrage. Auch die gute Entwicklung im Städtetourismus spielt eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich in der Erhebung des Verbraucherpreisindex. Der VPI wird in 20 größeren Städten erhoben, Wien spielt eine wichtige Rolle. In Tirol ist nur Innsbruck im Index, auch Salzburg und Graz sind stark touristisch geprägt. Und der Tourismus hat in Österreich ein viel höheres Gewicht als in Deutschland. Zuletzt fielen wohl auch die Investitionskosten wegen der Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereiche ins Gewicht.