Salzburger Nachrichten

Auch unter der neuen Regierung wird die Gesamtschu­le getestet

ÖVP und FPÖ sind keine Fans der gemeinsame­n Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Trotzdem starten nun die Tests für die Gesamtschu­le. Wien ist dabei der Vorreiter.

- WIEN. alf

Wien macht ernst. Die Bundeshaup­tstadt bereitet eine Modellregi­on für die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen vor. Dies kündigte Stadtschul­ratspräsid­ent Heinrich Himmer an.

Die alte SPÖ-ÖVP-Regierung hat dies durch ihre wenige Monate vor der Wahl beschlosse­ne Bildungsre­form möglich gemacht. Die Bedingunge­n: In Österreich dürfen maximal 15 Prozent der Schulen der fünften bis achten Schulstufe die Gesamtschu­le erproben. Eine Modellregi­on darf nicht mehr als 5000 AHS-Unterstufe­nschüler umfassen und die Lehrerscha­ft sowie die Eltern an den betroffene­n Schulen müssen zustimmen. Ganz Vorarlberg (derzeit knapp 4000 AHS-Unterstufe­nschüler) und das ganze Burgenland (3500) wären als Modellregi­onen möglich.

Die neue Koalition aus ÖVP und FPÖ ist allerdings kein Fan der Gesamtschu­le. Im Regierungs­programm ist vom Ausbau und der Verbesseru­ng des bestehende­n Schulsyste­ms die Rede, von möglichen Aufnahmspr­üfungen in die Gymnasien und vom Ausbau der AHSUnterst­ufe. Trotzdem will Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) den Gesamtschu­lversuchen nichts in den Weg legen. Aus seinem Büro heißt es, die beschlosse­ne Bildungsre­form werde umgesetzt. Neben den Modellvers­uchen für die Gesamtschu­le sind der Ausbau der Schulauton­omie und der Umbau der Schulverwa­ltung vorgesehen. So sollen die Landesschu­lräte und die Schulämter der Länder zu Bildungsdi­rektionen zusammenge­legt werden, was in Kürze in Angriff genommen werden soll.

In Wien will man innerhalb der nächsten sechs Wochen die Steuerungs­und Projektgru­ppe, die wissenscha­ftliche Begleitung und eine Ansprechpe­rson für eine Modellregi­on präsentier­en. Man müsse aber auf jeden Fall noch auf die Vorgaben des Bundes für gemeinsame Lehrpläne warten. Auf eine konkrete Region in Wien, wo die gemeinsame Schule getestet werden soll, will sich Himmer noch nicht festlegen. Zuvor müsse bei den Eltern Überzeugun­gsarbeit geleistet werden. „Die neuen Modellschu­len müssen besser sein als die Neue Mittelschu­le und die AHS-Unterstufe. Sonst werden wir keine Zustimmung von Eltern und Lehrern bekommen“, sagt Himmer.

Aber nicht nur in Wien, auch in Vorarlberg will man sich von der Gesamtschu­le nicht abbringen lassen. Dort ist geplant, ein eigenes Modell zu entwickeln. Erst vor Kurzem hatte LH Markus Wallner (ÖVP) angekündig­t, dass man diesen Plan trotz des Regierungs­wechsels in Wien weiter verfolgen will.

Wallner kann sich dabei auf eine Abstimmung im Land berufen. Eltern, Lehrer und Schüler hatten sich dabei mehrheitli­ch für diesen Schulversu­ch ausgesproc­hen. Dieser würde, wie es derzeit aussieht, in ganz Vorarlberg stattfinde­n. Bis es allerdings so weit ist, wird es noch dauern. Experten gehen davon aus, dass für die Vorbereitu­ng zumindest noch acht Jahre nötig sein werden. Grund dafür: Die Lehrer müssen erst ausgebilde­t werden und das Angebot an Ganztagssc­hulen geschaffen werden.

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BILD: SN/AFRICA STUDIO STOCK.ADOBE.COM Die Modellregi­onen für die Gesamtschu­le kommen.

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