Die Festspiele Reichenau läuten ihr Jubiläum ein
WIEN. „Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man vor dreißig Jahren aus dem Nichts begonnen hat“, stellt Peter Loidolt fest, als er mit seiner Frau Renate Loidolt den Auftakt zum Jubiläum setzt. Die beiden präsentierten am Donnerstag ihr 30. Programm der Festspiele Reichenau und folgen darin jenen Autoren, die sie als „Säulenheilige“ihres sommerlichen Theaterfestivals am Semmering bezeichnen. So werden heuer Werke von Arthur Schnitzler, Franz Werfel und Joseph Roth auf die Reichenauer Bühnen gebracht.
An den Beginn der Festspiele setzten Peter und Renate Loidolt das, womit sie einst begonnen haben: das Kabarett von und um Karl Farkas. Es gehe „nicht um Reminiszenz“, sondern um einen heutigen Blick, versichert Peter Loidolt. Um diesen zu finden, stellen die Schauspieler Nicolaus Hagg und Miguel Herz-Kestranek eine Revue zusammen. Dafür hätten sie die Musikaliensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek durchsucht und die Nachlässe von Karl Farkas und Fritz Grünbaum eingesehen, schilderte Nicolaus Hagg und verfiel ins Blödeln: Dieser Wiener Humor der 20er- und 30er-Jahre habe die beiden so erfasst, dass er schon ins Private überschwappe und „unsere Frauen überlegen, zu Hause pointenfreie Zonen aufzubauen“. Miguel Herz-Kestranek beklagte, dass diese österreichischen Klassiker, „die weit über den Begriff des Kabaretts hinausgehen“, kaum bekannt seien, obwohl ihnen derselbe Rang wie Billy Wilder und Charly Chaplin gebühre. Deren zeitloser Humor „ist so g’scheit – bei allem Blödeln“.
Auf dem Programm von 1. Juli bis 4. August stehen zudem die Dramatisierung von Franz Werfels Roman „Cella oder Die Überwinder“, Arthur Schnitzlers selten aufgeführtes Stück „Das Vermächtnis“, Tennessee Williams’ „Endstation Sehnsucht“und als Matinee Joseph Roths „Das falsche Gewicht“. Wie in der Stückauswahl sind die Festspiele Reichenau auch in der Besetzung ihrer Tradition treu – heuer etwa mit Peter Matić, Regina Fritsch, Joseph Lorenz, Maria Schuchter, Julia Stemberger und Petra Morzé.