Wien ist die transparenteste Internetgemeinde Österreichs
Die Websites von 50 Städten wurden auf ihre Inhalte geprüft. Salzburg hat Aufholbedarf.
WIEN. Die moderne Internetsite einer Stadtverwaltung muss heute durch Service, Information und Benutzerfreundlichkeit bestechen. Vom Kindergartenplatz bis zum Politikergehalt sollte alles zu finden sein. Das ist nicht nur aufwendig und kostet Geld. Es bedarf vor allem der Bereitschaft einer Kommune, möglichst alles offenzulegen. Transparency International (TI), eine Organisation, die sich dem Kampf gegen Korruption verschrieben hat, analysierte den Web-Auftritt der 50 größten Städte Österreichs. Das Ergebnis zeigt, bis auf wenige Ausnahmen: Es gibt jede Menge Verbesserungspotenzial.
Klarer Sieger – mit 82,72 von 100 Punkten – ist Wien. Dahinter liegen Villach (76,51 Punkte), Graz (76,08) und Linz (74,86). Erst mit gehörigem Respektabstand folgen Klagenfurt (55,76) und Perchtoldsdorf (53,92). Die knapp 15.000 Einwohner zählende Marktgemeinde an der Südgrenze Wiens war der einzige freiwillige Teilnehmer an dem Projekt. „Es war für uns die Chance, den Spiegel vorgehalten zu bekommen“, sagte Bürgermeister Martin Schuster am Donnerstag bei der Präsentation der Zahlen. Und: „Wir sind schnell draufgekommen, dass noch Luft nach oben da ist.“
Eva Geiblinger, Vorstandsvorsitzende von TI Österreich, zeigte sich vom Gesamtresultat positiv überrascht. Allerdings sei die Erwartungshaltung nicht allzu hoch gewesen. „Unter dem Deckmantel Datenschutz und Amtsverschwiegenheit entsteht ein Informationsdefizit.“Besonders gering ist die Auskunftsfreudigkeit
Gemeinden übten Kritik an der Vorgangsweise
der Verwaltungen bei den Themen Beschaffungswesen und Verkauf öffentlichen Eigentums – laut Geiblinger „besonders korruptionsanfällige Bereiche“. Diesbezüglich ortet sie auch im internationalen Vergleich „erheblichen Aufholbedarf“.
Mit 45,78 Punkten landete die Stadt Salzburg auf Rang neun. Das bescheidene Ergebnis kann Johannes Greifeneder, der für die Website
WWW.STADT-SALZBURG.AT zuständig ist, nur bedingt nachvollziehen. „Dass Luft nach oben ist, war uns bewusst, deswegen gestalten wir unseren Internetauftritt völlig neu.“ Der Relaunch ist in rund einem Jahr geplant.
Auch inhaltlich wolle man einen Sprung nach vorn machen. „Ich schätze, dass 90 Prozent über Suchmaschinen zu uns kommen“, sagt Greifeneder. Entscheiden sei also die Listung auf Google. Wer „Kindergarten“und „Stadt Salzburg“eingibt, soll sofort die betreffende Seite angezeigt bekommen. Die Kosten für die Neugestaltung seien noch nicht zu beziffern.
Was Salzburger Stadtpolitiker verdienen, muss man jedoch anderswo suchen. Das Bezügegesetz ist nämlich Landessache und deshalb auf WWW.SALZBURG.GV.AT zu finden.
Bei Transparency International freut man sich über das gelungene Projekt, erntete aber auch Kritik. Etliche Kommunen sprachen sich gegen eine Veröffentlichung aus, was TI aber ablehnte. Dabei wurde den Teilnehmern eine Nachbearbeitungsfrist von zwei Wochen eingeräumt. Das empfanden einige als zu knapp bemessen.
TI-Vorsitzende Geiblinger forderte überdies von der neuen Regierung die Aufhebung des Amtsgeheimnisses.