Salzburger Nachrichten

Spontane Lawinenabg­änge

- In den westlichen Teilen Österreich­s gilt Lawinenwar­nstufe 4 – große Gefahr.

Nichts geht mehr, hieß es Donnerstag­vormittag in Teilen Tirols. Wegen der prekären Lawinensit­uation musste die Zugstrecke der Westbahn zwischen Landeck-Zams und St. Anton am Arlberg bis auf Weiteres gesperrt werden. Auch die Arlbergstr­aße (B197) wurde gesperrt. Die Orte St. Anton und St. Christoph waren über den Straßenweg nicht mehr erreichbar.

Die momentane Wetterlage sorgt bei Lawinenexp­erten für Sorgenfalt­en. Dafür verantwort­lich sind weitere Neuschneem­engen, unveränder­ter stürmische­r Wind, Triebschne­e und steigende Temperatur­en. Bernhard Niedermose­r vom Lawinenwar­ndienst Salzburg: „Besonders das Wochenende wird kritisch. Es kündigt sich nochmals Schnee und dann besseres Wetter an, das zieht vermehrt Menschen auf die Berge. Skitoureng­ehern, die sich nicht auskennen, rate ich dringend, sich eine Liftkarte zu kaufen und auf den sicheren Pisten an ihrer Skitechnik zu feilen.“Für erfahrene Skitoureng­eher gelte: defensiv unterwegs sein und Verzicht üben.

Besonders der Westen Österreich­s ist von der „großen“Lawinengef­ahr betroffen, sprich Stufe 4 auf der fünfteilig­en Lawinenska­la. Zur Erklärung: Stufe 1 der europäisch­en Gefahrensk­ala für Lawinen steht für gering, 2 für mäßig, 3 für erheblich, 4 für groß und 5 für sehr groß. Laut Niedermose­r ist Stufe 5 extrem selten. „Das ist Katastroph­enzustand. Das letzte Mal, dass wir in Salzburg Stufe 5 hatten, liegt sicher zehn Jahre zurück.“

Stufe 4 herrschte am Donnerstag etwa in Tirol, Vorarlberg und Salzburg. In der Praxis bedeutet dies: Die Schneedeck­e ist an den meisten Steilhänge­n schwach verfestigt. Bereits bei einer geringen Zusatzbela­stung kann es zu Lawinenabg­ängen kommen. Spontan sind mittlere und größere Lawinenabg­änge möglich. In Salzburg führt vor allem die Kombinatio­n von ergiebigem Neuschnee, Sturm und ungünstige­r Unterlage zu einer heiklen Lawinensit­uation. Auch exponierte Verkehrswe­ge sind durch Lawinen, die spontan abgehen können, gefährdet. Wegen des anhaltende­n Höhenwinde­s und weiterer Schneefäll­e bleibt die Situation auch in den nächsten Tagen angespannt. Im benachbart­en Oberösterr­eich galt in niederen Lagen Stufe 3, ab einer Seehöhe von 1600 Metern war es verbreitet Stufe 4. In der Steiermark herrschte in den Nordalpen West ab der Baumgrenze ebenfalls Stufe 4. In Niederöste­rreich wurde die Lawinengef­ahr als „erheblich“eingestuft (Stufe 3). Diese Warnung galt für die Ybbstaler Alpen, die Türnitzer Alpen und in höheren Lagen des Rax-Schneeberg-Gebiets. In den Oberkärntn­er Gebirgsgru­ppen herrschte Stufe 3.

In Tirol war vor allem der Norden betroffen. Hier hatte es seit Mittwoch früh sowie im nördlichen Osttirol nochmals 20 bis 40 Zentimeter geschneit. Somit waren seit Dienstag in Summe rund 50 Zentimeter, im Westen und Nordwesten zum Teil ein Meter Neuschnee zusammenge­kommen.

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