„Friederike“tobte über Europa
Das Sturmtief entwickelte sich zu einem Orkan. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr bundesweit ein.
DUISBURG. Tote, Verletzte, immense Schäden und Stillstand im Bahnund Flugverkehr: Der Sturm „Friederike“hinterließ im Norden Europas eine Spur der Verwüstung. Gegen Mittag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) das Tief zu einem Orkan hinaufgestuft. Die Windböen erreichten auf dem Brocken sogar 203 km/h. Am späten Nachmittag wurde die Orkanwarnung für mehrere Bundesländer wieder aufgehoben, weitere sollten Schritt für Schritt folgen. Im Osten Deutschlands galt die Warnung aber noch bis zum späten Abend.
In Deutschland sind mindestens fünf Todesopfer zu beklagen: Auf einem Campingplatz am Rhein bei Emmerich wurde ein 59-jähriger Mann von einem umstürzenden Baum getötet. In Bad Salzungen (Thüringen) kam ein Feuerwehrmann ums Leben, als ein Baum auf ihn stürzte. Ein Kamerad erlitt schwere Verletzungen. In Lippstadt im Kreis Soest (Nordrhein-Westfalen) verlor der Lenker eines Transporters wegen einer Windböe die Kontrolle über das Fahrzeug und prallte gegen einen Lkw. Der Mann war sofort tot.
„Friederike“zog in einem breiten Streifen über mehrere deutsche Bundesländer und richtete großen Schaden an. Am Nachmittag stellte die Deutsche Bahn den Fernverkehr bundesweit ein. Züge, die noch unterwegs waren, sollten aber soweit möglich bis zum Ziel fahren, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Der Nahverkehr wurde in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordhessen sowie Sachsen eingestellt. Reisenden wurde empfohlen, am Donnerstag nicht mehr zu den Bahnhöfen zu kommen. Laut ÖBB waren die Verbindungen zwischen München und Salzburg sowie Kufstein vorerst nicht betroffen. Auch zahlreiche Flüge fielen in Deutschland aus.
In Belgien und den Niederlanden kamen bei dem Sturm drei Menschen ums Leben. In der Ortschaft Olst im Osten der Niederlande wurde ein 62-jähriger Mann von einem abgebrochenen Ast erschlagen. In Enschede nahe der deutschen Grenze starb ein Autofahrer, nachdem ein Baum auf sein Fahrzeug gefallen war. Im ganzen Land herrschte höchste Alarmstufe: Der internationale Flughafen Schiphol in Amsterdam strich vorübergehend alle Flüge. Am späteren Vormittag gab es teilweise Entwarnung: Gegen 12 Uhr wurde der Flugverkehr schrittweise wieder aufgenommen. Schiphol ist einer der verkehrsreichsten Flughäfen Europas. Auch der Bahnverkehr in den Niederlanden kam fast vollständig zum Erliegen.
In Belgien wurde eine Autofahrerin von einem umfallenden Baum erschlagen. Sie war in ihrem Fahrzeug auf einer Straße durch einen Wald südöstlich von Brüssel unterwegs, als das Unglück geschah. Wegen heftiger Winde wurde zudem der Betrieb im Hafen von Gent am Donnerstagmorgen eingestellt.
Auch in Großbritannien stürmte es. In einer Wildtierstation riss der Wind einen Zaun um, ein Wolf entkam. Das Tier wurde später wieder eingefangen. In Schottland und Nordirland blieben viele Schulen geschlossen. In zahlreichen Haushalten fiel der Strom aus, der öffentliche Nahverkehr brach teilweise zusammen.
Auf dem Brocken wurden Windböen mit 203 km/h gemessen