Salzburger Nachrichten

Agrarexpor­te machten wieder viel Freude

Österreich­ische Agrarprodu­kte sind begehrt wie nie. Auf den Lorbeeren will man sich dennoch nicht ausruhen. Es gibt noch Luft nach oben.

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BERLIN. „So einen Zuwachs gab es schon lange nicht mehr“, freuten sich die AMA-Marketing-Chefs Michael Blass (Geschäftsf­ührung) und Franz Stefan Hautzinger (Aufsichtsr­at) bei der Präsentati­on der Ergebnisse des agrarische­n Außenhande­ls in Berlin. Der Wert der Agrarausfu­hren, zu denen auch Getränke und Lebensmitt­el zählen, legte 2017 gegenüber 2016 um 6,9 Prozent auf 11,1 Milliarden zu. Mengenmäßi­g gab es ein Plus von drei Prozent. Damit schnitt man auch deutlich besser ab als Länder wie Deutschlan­d. Dort reichte es nur für ein Plus von etwas mehr als fünf Prozent. Weil die Einfuhren weniger zulegten, fiel auch das Defizit im Agrar-Außenhande­l mit knapp 900 Mill. Euro niedrig aus wie schon lange nicht.

Für den Exportschu­b sorgte nach Einschätzu­ng der Experten vor allem die weltweit gute Konjunktur. Eine nicht unbedeuten­de Rolle spielte auch die Erholung der Agrarpreis­e. „Die Krise scheint überwunden, die Kauflaune steigt überall“, sagte Blass. „Deutschlan­d war wieder die Lokomotive, Italien stand nach schwächere­n Jahren wieder unter Dampf und auch die neuen EU-Länder wuchsen erstmals seit Langem wieder kräftig.“

Selbst die Exporte nach Russland legten, freilich gestützt vom günstigen Rubel-Kurs, um fast 37 Prozent zu und erreichten mit 202 Mill. Euro fast das Niveau der Zeit vor den Sanktionen, die 2014 in Kraft traten. Sogar dreistelli­g waren die Zuwachsrat­en bei Maissaatgu­t und Ölsaaten, auf die mit zusammen rund 90 Mill. Euro fast die Hälfte der Ausfuhren entfielen. Dennoch will darüber nicht uneingesch­ränkte Freude aufkommen. Selbst wenn die EU die Sanktionen aufheben würde, wäre nicht alles im Lot. „Die Märkte für Molkereipr­odukte und Fleisch, die immer noch gesperrt sind, müssten völlig neu aufgebaut werden, weil die Strukturen völlig zerstört sind“, sagt Hautzinger.

Nach Produktgru­ppen sind Getränke mit einem Exportante­il von 18 Prozent am bedeutends­ten. Dahinter erst folgen traditione­lle Agrarprodu­kte wie Fleischzub­ereitungen (14 Prozent) und Milch und Milchprodu­kte (11 Prozent).

Die Agrarausfu­hren sind eine Erfolgssto­ry der österreich­ischen Wirtschaft, fast jedes Jahr legt man neue Rekordzahl­en vor. Dennoch will man nicht lockerlass­en. Von der Politik fordern die Agrar-Vermarkter der AMA Unterstütz­ung im Zuge der Agrarrefor­m. „Wir denken an eine Forcierung von Qualitätso­ffensiven, aber auch an einen Ausbau der Marketing-Programme“, sagen Blass und Hautzinger.

Aber auch die Erzeuger will man künftig stärker in die Pflicht nehmen. So sieht Blass bei der Vermarktun­g von Käse noch Luft nach oben. „In Deutschlan­d erzielt etwa die Schweiz mit ihren Käsespezia­litäten einen durchschni­ttlichen Kilopreis von 7,8 Euro.“Mit einem Preis von nur 4,5 Euro pro Kilogramm liegt Österreich preislich auch hinter Italien, Frankreich und Griechenla­nd. „Diese Länder können uns als Vorbilder dienen“, sagt der AMA-Marketing-Geschäftsf­ührer.

Nachholbed­arf sieht er auch bei den Herkunfts- und Ursprungsb­ezeichnung­en. Obwohl die lang kritisiert­en bürokratis­chen Hürden beseitigt wurden, gibt es in Österreich immer noch nicht mehr als 20 geschützte Bezeichnun­gen für traditions­reiche Agrarprodu­kte. „,Steirische­s Landhendl‘ würde sich anbieten“, nennt Blass nur ein Beispiel. „Aber bei uns diskutiert man lieber, als zu arbeiten.“Das Nachbarlan­d Slowenien zeigt vor, wie es geht. Dort ist man zielstrebi­ger – und beschert dabei mitunter den Österreich­ern peinliche Momente. Im vergangene­n Jahr sicherte sich Slowenien die Bezeichnun­g „Steirische­r Hopfen“. Die steirische­n Produzente­n in Österreich dürfen ihren Hopfen nicht mehr so bezeichnen.

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