Salzburger Nachrichten

Polizei erwischte Räuber auf frischer Tat

Zwei Marokkaner überfielen ein Schmuckges­chäft unweit der KieselPass­age. Sind die beiden Männer für weitere Straftaten verantwort­lich?

- NIKOLAUS KLINGER (TEXT) ROBERT RATZER (FOTOS)

SALZBURG-STADT. Güldane Cavus huscht schon wieder ein Lächeln über das Gesicht. „Ich bin einfach nur froh, dass mir nichts passiert ist“, sagt sie und atmet tief durch. Knapp zwei Stunden zuvor hatte die Schmuckver­käuferin bange Momente auszustehe­n. Zwei Männer hatten am Donnerstag das Geschäft ihres Vaters unweit der Salzburger Kiesel-Passage überfallen. Einer der Täter bedrohte Cavus mit einem spitzen Gegenstand und drängte die junge Frau in einen Abstellrau­m. Wenige Minuten später konnte die Polizei beide Männer festnehmen. „Mir geht es gut, aber der Schock sitzt tief.“

Laut Polizei handelt es sich bei den beiden mutmaßlich­en Tätern um zwei Marokkaner im Alter von 29 und 50 Jahren. Die beiden Männer betraten gegen 12.20 Uhr das Gold- und Schmuckges­chäft in der Rainerstra­ße. Sie waren nicht maskiert. „Sie verhielten sich zunächst wie ganz normale Kunden und haben sich umgeschaut“, sagt Cavus. Einer der beiden Männer wollte sich laut der Verkäuferi­n Herrenuhre­n in einer Vitrine ansehen. „Als ich zu ihm hingegange­n bin, hat er mich plötzlich gepackt und mit einem spitzen Gegenstand bedroht.“Er zerrte die Verkäuferi­n in einen kleinen Nebenraum. „Der Mann hat weder Deutsch noch Englisch gesprochen – er hat mir gedeutet, dass ich mich hinsetzen soll“, sagt Cavus. Der Angestellt­en gelang es, Alarm auszulösen. Die beiden Männer bemerkten davon offensicht­lich nichts. „Einer der Täter blieb bei mir, der zweite räumte in aller Ruhe die Vitrinen aus.“Der Mann packte unzählige Ringe, Armbänder, Uhren und andere Preziosen in einen Plastiksac­k. Kurz darauf betrat eine Bekannte von Güldane Cavus das Geschäft. „Sie wollte mich für einen kurzen Ratscher besuchen – und war damit leider zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt die Verkäuferi­n.

Die Männer packten die Frau und schubsten sie ebenfalls in den Waschraum. In dem Wirrwarr gelang es Cavus, beide Täter aus dem engen Nebenraum zu drängen. Sie konnte die Türe versperren. Sekunden später hörte sie, wie die Polizei eintraf. „Wir haben beide lautstark um Hilfe gerufen“, sagt das Überfallop­fer. Geöffnet habe sie die Tür zunächst nicht: „Wir haben doch nicht gewusst, ob die Polizei die Männer bereits verhaftet hat.“

Beamte der Polizeiins­pektion Hauptbahnh­of und eine Streife der Diensthund­einspektio­n konnten die beiden Täter noch im Geschäftsr­aum überwältig­en. „Wir erwischten die Männer, als sie gerade aus dem Laden flüchten wollten“, sagt Polizeispr­echer Michael Rausch. Von der Auslösung des Alarms bis zur Verhaftung der beiden Marokkaner seien lediglich sechs Minuten vergangen. Eine Tasche mit der Beute konnten die Ermittler ebenso sicherstel­len wie die Tatwaffe. Es soll sich dabei um einen spitzen Küchenschä­ler handeln. Die Spurensich­erung untersucht­e den Tatort. Das Motiv der beiden Männer ist noch unklar. „Hier sind noch weitere Vernehmung­en nötig“, sagt Rausch. Noch im Laufe des Abends sollten die beiden mutmaßlich­en Täter in die Justizanst­alt Puch-Urstein überstellt werden.

Nur wenige Kilometer vom Schmuckges­chäft entfernt versuchten in der Nacht auf Donnerstag zwei Männer die Auslage des Dorotheums in der Schranneng­asse einzuschla­gen. Die maskierten Täter versuchten das Hochsicher­heitsglas zu zertrümmer­n, scheiterte­n jedoch. Die Männer konnten mit einem Audi A3 flüchten. Kurz darauf ging das Fahrzeug in der Schwarzstr­aße vor einem ehemaligen CaritasHei­m in Flammen auf. Die Polizei brachte das Wrack in die Landespoli­zeidirekti­on. Dort untersucht­en Kriminalte­chniker am Donnerstag­nachmittag das Fahrzeug. Im Kofferraum fanden die Beamten ein kleines Beil. Der Audi A3 dürfte vor einigen Tagen in Henndorf gestohlen worden sein. Die Kennzeiche­n hatten die Täter abmontiert und durch andere – ebenfalls gestohlene – ersetzt.

Ob zwischen den beiden Taten ein Zusammenha­ng besteht, ist derzeit noch unklar. „Das werden die weiteren Ermittlung­en zeigen. Wir können dies aber nicht ausschließ­en“, sagt Rausch. Ebenfalls ungeklärt ist der Einbruch bei Juwelier Bichler in der Linzer Gasse in der Nacht auf Dienstag. Unbekannte Täter schlugen eine Vitrine ein und erbeuteten 13 Uhren. Rausch: „Auch hier prüfen wir einen möglichen Zusammenha­ng.“

„Mir geht es gut, aber der Schock sitzt noch tief.“Güldane Cavus, Überfallop­fer

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BILD: SN/ROBERT RATZER Das mutmaßlich­e Fluchtfahr­zeug der Einbrecher ging in der Schwarzstr­aße in Flammen auf. Ermittler untersucht­en am Donnerstag das Wrack auf mögliche Spuren.
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BILDER: SN/ROBERT RATZER Ermittler sicherten Spuren nach einem Überfall auf ein Schmuckges­chäft nahe dem Hauptbahnh­of. Zwei Männer bedrohten Verkäuferi­n Güldane Cavus (Bild rechts).

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