Polizei erwischte Räuber auf frischer Tat
Zwei Marokkaner überfielen ein Schmuckgeschäft unweit der KieselPassage. Sind die beiden Männer für weitere Straftaten verantwortlich?
SALZBURG-STADT. Güldane Cavus huscht schon wieder ein Lächeln über das Gesicht. „Ich bin einfach nur froh, dass mir nichts passiert ist“, sagt sie und atmet tief durch. Knapp zwei Stunden zuvor hatte die Schmuckverkäuferin bange Momente auszustehen. Zwei Männer hatten am Donnerstag das Geschäft ihres Vaters unweit der Salzburger Kiesel-Passage überfallen. Einer der Täter bedrohte Cavus mit einem spitzen Gegenstand und drängte die junge Frau in einen Abstellraum. Wenige Minuten später konnte die Polizei beide Männer festnehmen. „Mir geht es gut, aber der Schock sitzt tief.“
Laut Polizei handelt es sich bei den beiden mutmaßlichen Tätern um zwei Marokkaner im Alter von 29 und 50 Jahren. Die beiden Männer betraten gegen 12.20 Uhr das Gold- und Schmuckgeschäft in der Rainerstraße. Sie waren nicht maskiert. „Sie verhielten sich zunächst wie ganz normale Kunden und haben sich umgeschaut“, sagt Cavus. Einer der beiden Männer wollte sich laut der Verkäuferin Herrenuhren in einer Vitrine ansehen. „Als ich zu ihm hingegangen bin, hat er mich plötzlich gepackt und mit einem spitzen Gegenstand bedroht.“Er zerrte die Verkäuferin in einen kleinen Nebenraum. „Der Mann hat weder Deutsch noch Englisch gesprochen – er hat mir gedeutet, dass ich mich hinsetzen soll“, sagt Cavus. Der Angestellten gelang es, Alarm auszulösen. Die beiden Männer bemerkten davon offensichtlich nichts. „Einer der Täter blieb bei mir, der zweite räumte in aller Ruhe die Vitrinen aus.“Der Mann packte unzählige Ringe, Armbänder, Uhren und andere Preziosen in einen Plastiksack. Kurz darauf betrat eine Bekannte von Güldane Cavus das Geschäft. „Sie wollte mich für einen kurzen Ratscher besuchen – und war damit leider zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt die Verkäuferin.
Die Männer packten die Frau und schubsten sie ebenfalls in den Waschraum. In dem Wirrwarr gelang es Cavus, beide Täter aus dem engen Nebenraum zu drängen. Sie konnte die Türe versperren. Sekunden später hörte sie, wie die Polizei eintraf. „Wir haben beide lautstark um Hilfe gerufen“, sagt das Überfallopfer. Geöffnet habe sie die Tür zunächst nicht: „Wir haben doch nicht gewusst, ob die Polizei die Männer bereits verhaftet hat.“
Beamte der Polizeiinspektion Hauptbahnhof und eine Streife der Diensthundeinspektion konnten die beiden Täter noch im Geschäftsraum überwältigen. „Wir erwischten die Männer, als sie gerade aus dem Laden flüchten wollten“, sagt Polizeisprecher Michael Rausch. Von der Auslösung des Alarms bis zur Verhaftung der beiden Marokkaner seien lediglich sechs Minuten vergangen. Eine Tasche mit der Beute konnten die Ermittler ebenso sicherstellen wie die Tatwaffe. Es soll sich dabei um einen spitzen Küchenschäler handeln. Die Spurensicherung untersuchte den Tatort. Das Motiv der beiden Männer ist noch unklar. „Hier sind noch weitere Vernehmungen nötig“, sagt Rausch. Noch im Laufe des Abends sollten die beiden mutmaßlichen Täter in die Justizanstalt Puch-Urstein überstellt werden.
Nur wenige Kilometer vom Schmuckgeschäft entfernt versuchten in der Nacht auf Donnerstag zwei Männer die Auslage des Dorotheums in der Schrannengasse einzuschlagen. Die maskierten Täter versuchten das Hochsicherheitsglas zu zertrümmern, scheiterten jedoch. Die Männer konnten mit einem Audi A3 flüchten. Kurz darauf ging das Fahrzeug in der Schwarzstraße vor einem ehemaligen CaritasHeim in Flammen auf. Die Polizei brachte das Wrack in die Landespolizeidirektion. Dort untersuchten Kriminaltechniker am Donnerstagnachmittag das Fahrzeug. Im Kofferraum fanden die Beamten ein kleines Beil. Der Audi A3 dürfte vor einigen Tagen in Henndorf gestohlen worden sein. Die Kennzeichen hatten die Täter abmontiert und durch andere – ebenfalls gestohlene – ersetzt.
Ob zwischen den beiden Taten ein Zusammenhang besteht, ist derzeit noch unklar. „Das werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Wir können dies aber nicht ausschließen“, sagt Rausch. Ebenfalls ungeklärt ist der Einbruch bei Juwelier Bichler in der Linzer Gasse in der Nacht auf Dienstag. Unbekannte Täter schlugen eine Vitrine ein und erbeuteten 13 Uhren. Rausch: „Auch hier prüfen wir einen möglichen Zusammenhang.“
„Mir geht es gut, aber der Schock sitzt noch tief.“Güldane Cavus, Überfallopfer