Walkner muss noch eine Prüfung meistern
Der österreichische Motorsport könnte am Samstag eine Sternstunde erleben: Matthias Walkner ist haushoher Favorit für den Dakar-Gesamtsieg.
Eine „gmahde Wiesn“gibt es bei der Rallye Dakar nicht. Auch wenn er heute, Freitag, mit 32 Minuten Vorsprung auf den Argentinier Kevin Benavides in die letzte schwere Prüfung der härtesten Etappenfahrt der Welt für Motorräder geht, hat der Kuchler Matthias Walkner den Gesamtsieg noch nicht in der Tasche.
Eigentlich wäre der Donnerstag schon ein wichtiger Tag gewesen. Aber das schwierige Teilstück von Fiambala bis San Juan mit 375 Wertungskilometern für Motorräder (Gesamtstrecke 722 km) fiel der schlechten Witterung zum Opfer. Aus Sicherheitsgründen musste das Feld auf öffentlichen Straßen unter Einhaltung bestimmter Regeln den Zielort erreichen. Das Einhalten der Tempolimits war vorgeschrieben, ein Zeitplan unterband Kaf- feepausen. Heute geht es für das Feld über kräftezehrende 904 km (423 werden gewertet) von San Juan zum Zielort Córdoba. Das ist jene argentinische Stadt, in der bei der WM 1978 Österreichs Fußballteam mit dem 3:2-Sieg über Deutschland das Land narrisch gemacht hatte.
Fast vierzig Jahre später könnte in Córdoba rot-weiß-rote Motorsportgeschichte geschrieben werden. Bleibt Walkner auch nach der heutigen Etappe an der Spitze, sollte beim Finale am Samstag nichts mehr passieren. Die restlichen 119 km in der Region um Córdoba gelten als Eh- renrunde der Dakar, als mehr oder weniger entspannter Ausklang nach mehr als 8000 km.
In der Vorschau hatte Walkner die lange vorletzte Etappe bis Córdoba als „ziemlich zach“erwartet. Das wird auch so werden, nur anders als im ursprünglich gemeinten Sinn. Walkner muss kein hohes Risiko eingehen, um in einem Kampf um die Spitze zu bestehen. Aber er muss hoch konzentriert bleiben und einen Selbstfaller vermeiden. Die engsten Konkurrenten um den Gesamtsieg, von Vorjahrsgewinner Sam Sunderland aus Großbritannien abwärts, hatten ihre Chancen durch Stürze oder Navigationsfehler eingebüßt.
Zu den Strapazen während der Etappen kommen auch verschärfte Bedingungen in Ruhezeiten. Walkner: „Das letzte Biwak war extrem grindig. Wir hatten zwanzig Matratzen in einem Raum. Das brauch ich nicht.“
„Die letzten Kilometer werden ziemlich zach.“Matthias Walkner, Motocrosser