Der Rekord muss noch warten
Henrik Kristoffersen siegt im dichten Schneetreiben von Kitzbühel vor Marcel Hirscher – auch weil Michael Matt auf dem Weg zum möglichen Sieg ein selten zu sehender Fehler unterläuft.
Seriensieger Marcel Hirscher musste sich erstmals in dieser Saison seinem Dauerrivalen Henrik Kristoffersen geschlagen geben. Der Salzburger wurde im dichten Schneetreiben des Kitzbühel-Slaloms Zweiter und verpasste damit vorerst Hermann Maiers österreichische Rekordmarke von 54 Weltcupsiegen. Die nächste Chance besteht bereits morgen, Dienstag, beim Nachtslalom in Schladming.
KITZBÜHEL. In jedem Rennen auf dem Podest – und trotzdem sieglos: Die Bilanz bei den 78. Hahnenkammrennen fiel aus österreichischer Sicht einmal mehr durchwachsen aus. Am Ende konnte nicht einmal Marcel Hirscher für den gewohnten Schlussakkord sorgen – doch das sah der Salzburger in der Woche schon voraus. „So kann es nicht weitergehen“, meinte er über seine heurige Siegesserie schon bei seinem ersten Auftritt am Donnerstag.
Als er Samstagabend erneut in Kitzbühel eintraf, klagte er darüber, dass ihm im Training der Zug am Ski gefehlt habe – „und ehrlich: Ich weiß nicht ganz, warum das so war.“
Aber das setzte sich auch am Sonntag fort – vor allem im ersten Durchgang, in dem Hirscher für ihn unglaubliche 1,05 Sekunden auf Henrik Kristoffersen verloren hatte. Das war für den in der Stadt Salzburg lebenden Norweger die Basis für den Sieg, den ersten Saisonsieg nach sieben zweiten Plätzen in dem Winter. „Ich bin happy über diesen Sieg und Kitzbühel war wieder einmal ein großes Rennen.“
Aber Kristoffersen profitierte auch davon, dass Michael Matt seinen Sieg wegwarf. Der Tiroler stürmte entfesselt zu einer klaren Bestzeit, als er eine Haarnadel von der falschen Seite anfuhr – damit ging sich in weiterer Folge die Torkombination nicht mehr aus. „Ich bin eigentlich sprachlos. So ein Fehler darf nicht passieren.“
Matts Glück: Schon Dienstagabend steht die Revanche beim Nachtslalom von Schladming an, da bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken. Dann hat auch Hirscher die Gelegenheit, Hermann Maiers Rekord (54 Siege) einzustellen.
Das war für ihn am gestrigen Sonntag im frischen Pulverschnee von Kitzbühel allein schon wegen der Schneebedingungen nicht möglich. „Bei meiner Art, Ski zu fahren, war das das Maximum, daher bin ich mit Rang zwei und 80 Punkten hochzufrieden.“Noch vor wenigen Jahren wäre Hirscher bei diesen Bedingungen ganz chancenlos gewesen, mittlerweile kommt er auch damit zurecht, wie der zweite Lauf (zweite Laufzeit und dabei vor Kristoffersen) gezeigt hat. „Aber es bleibt ein Fakt, dass ich im ersten überhaupt keine Meter gehabt habe“, meinte Hirscher, der Matt tröstete. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er anfängt, zu siegen.“
Dieser Slalom war auch ein schönes Beispiel dafür, welche Bandbreite Trainer bei der Kurssetzung haben. Der Schweizer Daniel Yule (erster Podestplatz im Weltcup) fuhr etwa im zweiten Lauf rund 4,5 Sekunden schneller als im ersten Lauf, obwohl dieser zweite Durchgang sogar ein Tor mehr aufwies als der erste.
Ein Sieger war auch die französische Skifirma Rossignol, die in den letzten Jahren nicht immer von wirtschaftlichen oder sportlichen Erfolgen verwöhnt war. Streif-Sieg durch Dreßen und Slalomsieg durch Kristoffersen werden in die Firmenchronik eingehen.
„Das war hier das Maximum für mich.“Marcel Hirscher, Skifahrer