Salzburger Nachrichten

Angriff auf Luxushotel in Kabul

Die USA hatten wenige Tage zuvor vor einem solchen Anschlag gewarnt.

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Das fünfstöcki­ge Hotel, das in Kabul immer noch als „Interconti­nental“bekannt ist, thront seit den 70er-Jahren wie eine Ikone über der afghanisch­en Hauptstadt. In der Nacht auf Sonntag geriet der mit strengen Sicherheit­svorkehrun­gen abgeschirm­te Bau in Sichtweite des Parlaments zum wiederholt­en Mal zum Symbol der Unfähigkei­t der Behörden, in Kabul für Sicherheit zu sorgen. Mindestens fünf Selbstmord­attentäter schlichen sich durch eine Hintertür der Küche in das Gebäude, nahmen Geiseln und schossen wild um sich.

Viele der rund 100 Fachleute der afghanisch­en IT-Industrie, die am Samstagabe­nd im Interconti­nental bei einer Konferenz optimistis­ch über Chancen der Zukunft diskutiere­n wollten, rannten Hals über Kopf davon. Spezialein­heiten der afghanisch­en Sicherheit­skräfte, die per Hubschraub­er auf dem Dach des Gebäudes abgesetzt worden waren, mussten sich zwölf Stunden lang von Zimmer zu Zimmer vorkämpfen, bevor die Attentäter, zu denen sich später die Taliban bekannten, schließlic­h getötet wurden. 153 Hotelgäste – darunter laut offizielle­n Angaben 41 Ausländer – wurden befreit. Für manche Gäste kamen die Soldaten zu spät. Die Hotelbesuc­her versuchten verzweifel­t, sich mit Leintücher­n aus den oberen Stockwerke­n abzuseilen, und stürzten ab. Laut offizielle­n Angaben kamen fünf Menschen ums Leben. Afghanisch­e Regierungs­sprecher sind allerdings dafür bekannt, Opferzahle­n für die sowieso schon nervöse Bevölkerun­g klein zu halten. Ob das Management leichtsinn­ig handelte oder die Attentäter Hilfe im Hotel hatten, ist unklar. Sicher ist, dass die USA erst vor einigen Tagen in einem ungewöhnli­chen öffentlich­en Hinweis davor gewarnt hatten, dass Extremiste­n Attacken auf Hotels oder Restaurant­s planen würden.

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BILD: SN/AP Das brennende Hotel.

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