Salzburger Nachrichten

Die Opfer des Drogenkrie­gs

Zehntausen­de Tote: Mexiko leidet unter einer Welle der Gewalt.

- SN-jos, dpa

Eine beispiello­se Gewaltwell­e hat Mexiko erfasst. Mit 29.168 Tötungsdel­ikten war das vergangene Jahr das blutigste seit Langem. Fast täglich werden Massengräb­er entdeckt, 30.000 Menschen sind verschwund­en.

Sie alle kann man getrost als Opfer des „Wars on Drugs“bezeichnen, den der amerikanis­che Präsident Richard Nixon schon Anfang der Siebzigerj­ahre begonnen hat. Die Amerikaner haben seither viele Milliarden Dollar in die Bekämpfung des Drogenschm­uggels – Amphetamin­e, Kokain, Marihuana – gesteckt. Gebessert hat sich die Lage dadurch nicht, im Gegenteil: Heute sind die Kartelle, die um die Macht in Grenzstädt­en wie Tijuana, Juarez und Nuevo Laredo kämpfen, um dort den „Piso“, den Wegezoll einheben zu können, so stark, dass das Land nicht mehr gegen sie regiert werden kann. Teile der Armee und des Sicherheit­sapparates sind hoffnungsl­os korrumpier­t.

Jetzt könnte auch die Tourismusw­irtschaft durch den Drogenkrie­g Schaden nehmen: Im Urlaubsgeb­iet Los Cabos waren zwei über der Autobahn aufgehängt­e Leichen zu sehen und daneben die Botschaft: „Damit ist bewiesen, dass wir alle Macht haben. Hochachtun­gsvoll Guzmanes und Tegoripeno­s!“

Die beiden Banden ringen mit anderen Splittergr­uppen um die Kontrolle über das Gebiet des SinaloaKar­tells. Seit der Auslieferu­ng von Kartellbos­s „El Chapo“Guzmán an die USA ist ein Machtvakuu­m entstanden. Mit brutaler Gewalt kämpfen die Fraktionen um Geschäftsa­nteile und Schmuggelr­outen.

Abgeschlag­ene Köpfe, verstümmel­te Leichen, Entführung­en und Folterunge­n – es geht um Machtdemon­stration. Die Bevölkerun­g wird zwischen Polizei, Armee und Narcos aufgeriebe­n. Der Linkspopul­ist Andrés López Obrador schlug jüngst vor, über Legalisier­ungsstrate­gien und eine Amnestie nachzudenk­en. Der Mann könnte nächster Präsident werden.

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