Salzburger Nachrichten

Toleranzpr­eis für Marko Feingold

Salzburger ist mit 104 Jahren ältester Holocaust-Überlebend­er Österreich­s.

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Das Publikum gab stehend Ovationen für den jüngsten und zugleich ältesten Toleranzpr­eisträger, den die Europäisch­e Akademie der Wissenscha­ften und Künste jemals ausgezeich­net hat: Marko Feingold, 104 Jahre alter Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde in Salzburg. Die Laudatio für den ältesten Holocaust-Überlebend­en Österreich­s (KZ-Gefangensc­haften in Buchenwald, Neuengamme, Dachau, Auschwitz) hielt auf Wunsch des Geehrten der Erzabt von Stift St. Peter, Korbinian Birnbacher. Der sprach Feingold als „älteren Bruder an“, würdigte dessen Verdienste um die Betreuung vieler jüdischer KZ-Opfer und dessen Aufklärung­sarbeit an den Schulen. Feingold habe sich immer wieder auch mit ehemaligen Nazis und Neonazis auseinande­rgesetzt, diese im Gefängnis besucht, mit ihnen gesprochen, niemals von Rache oder Feindselig­keit getrieben, sondern vom Streben nach Aufklärung und Gerechtigk­eit. Birnbacher bezeichnet­e die Konzentrat­ionslager als Belege für die „tiefsten, schwärzest­en und kältesten Abgründe der menschlich­en Seele“. Der politisch, gesellscha­ftlich und rassistisc­h motivierte Antisemiti­smus sei in „unserer Gesellscha­ft leider noch immer nicht überwunden“.

Der Toleranzpr­eis wird seit 20 Jahren für besondere Verdienste um Dialogfähi­gkeit und Brückenbau­en zwischen verschiede­nen Völkern, Religionen und Ethnien verliehen. Der Präsident der Europäisch­en Akademie der Wissenscha­ften und Künste, Felix Unger, bezeichnet­e Preisträge­r Feingold als Leuchtturm der Toleranz.

Der Preis wurde unter anderem an Kardinal Franz König, den Religionsp­hilosophen Eugen Biser, den ehemaligen deutschen Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher und den Ex-Bürgermeis­ter von Jerusalem, Teddy Kollek, verliehen.

 ?? BILD: SN/FRANZ NEUMAYR ?? Toleranzpr­eis für Marko Feingold, überreicht von Felix Unger (l.), Laudator Korbinian Birnbacher (r.)
BILD: SN/FRANZ NEUMAYR Toleranzpr­eis für Marko Feingold, überreicht von Felix Unger (l.), Laudator Korbinian Birnbacher (r.)

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