Salzburger Nachrichten

Die Wirtschaft will die Älteren nicht

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Wer um die fünfzig ist und seinen Job verliert, hat auf dem Arbeitsmar­kt extrem schlechte Karten. Die Wirtschaft will solche Menschen auch bei bester Qualifikat­ion und robuster Gesundheit nicht, man fürchtet den Kündigungs­schutz, erhöhte Krankenstä­nde und mangelnde Flexibilit­ät. Da hilft es auch nichts, dass derzeit der Konjunktur­motor brummt, man holt sich das Personal lieber aus dem Ausland (Stichwort Mangelberu­fe). Zugleich will man aber, dass die Leute tunlichst bis 65 im Berufslebe­n bleiben, um – wie sicher nötig – die Pensionska­ssen zu schonen. Was aber sollen die Menschen tun, die mit fünfzig ihre Anstellung verloren haben? In einer Scheinselb­stständigk­eit ihre Ersparniss­e und möglicherw­eise auch noch Ererbtes langsam vernichten? Oder sich (falls überhaupt möglich) in ein Dienstverh­ältnis begeben, von dem niemand leben kann, der nicht mehr bei den Eltern wohnt?

Wer noch nie mit fünfzig Jahren selbst Arbeit gesucht hat, hat überhaupt keine Vorstellun­g davon, wie es diesen Menschen ergeht. Auf die Einflüster­er aus Wirtschaft­skreisen sollte man keinesfall­s hören, denn dort profitiert man von der Not der Arbeitsuch­enden.

Ich hoffe sehr, dass der Koalitions­partner dem jungen, unbedarfte­n Kanzler in dieser Angelegenh­eit noch in die Parade fährt. Martin Gasser 5202 Neumarkt

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