Salzburger Nachrichten

Nur eine Verschnauf­pause

Der US-Kongress hat die Debatte über das Budget vertagt.

- Donald Trump, US-Präsident

WASHINGTON. Genau drei Tage hielt die Front der Demokraten im Senat. Dann verließ sie der Mut. Interne Umfragen hatten einer Reihe an Senatoren, die im November um ihre Wiederwahl bangten, signalisie­rt, ihre Taktik könnte sich daheim in ihrem Bundesstaa­t als Bumerang erweisen.

Dort glühten über das Wochenende die Telefondrä­hte mit sogenannte­n Roboter-Anrufen, die Wähler mit der Botschaft des Weißes Hauses zum Regierungs­stillstand bombardier­ten. Die Demokraten stellten das Wohl „illegaler Immigrante­n“über die Sicherheit an den Grenzen und das großartige Militär, verkündete­n die Anrufer millionenf­ach.

Das war Druck genug, demokratis­che Amtsinhabe­r in tendenziel­l konservati­ven Staaten zum Einknicken zu bewegen. Zum Beispiel Senator Byron L. Dorgan aus North Dakota, der die Ansicht vertrat, das Schicksal der rund 800.000 als Kinder ins Land gekommenen „Dreamer“sei kein grundlegen­des Thema für eine erfolgreic­he demokratis­che Politik. Dorgan gehörte der überpartei­lichen Gruppe aus 25 Senatoren an, die das Wochenende über einen gesichtswa­hrenden Ausweg aus dem Regierungs­wechselSti­llstand suchten.

Der Durchbruch kam nach einer Sitzung der demokratis­chen Fraktion. Minderheit­sführer Chuck Schumer machte angesichts der internen Befindlich­keiten eine Risikoabwä­gung und kam zu dem Schluss, es sei klüger, die Zugeständn­isse der Republikan­er zu akzeptiere­n und den Showdown über das Schicksal der „Dreamer“um drei Wochen zu verschiebe­n.

Der von der überpartei­lichen Senatoreng­ruppe ausgemausc­helte Kuhhandel sieht die Anhebung der Neuverschu­ldungsgren­ze bis zum 8. Februar vor. Damit hat die Regierung für drei Wochen Haushaltsm­ittel, mit denen sie die Finanzieru­ng der Ministerie­n und Behörden sicherstel­len kann.

Im Gegenzug ist die Finanzieru­ng der Krankenver­sicherung für benachteil­igte Kinder für sechs Jahre garantiert. Und es gibt ein Verspreche­n von Senatsführ­er Mitch McConnell, ein Schutzgese­tz für die „Dreamer“zu erwägen.

Nachdem der Senat und das Repräsenta­ntenhaus dem Kompromiss zugestimmt und US-Präsident Donald Trump das Gesetz unterschri­eben hatte, war der Regierungs­stillstand damit am späten Montagaben­d beendet. Nüchtern betrachtet hat der Kongress das Problem damit aber nicht gelöst, sondern sich nur eine Verschnauf­pause verschafft. Zumal es bis auf vage Verspreche­n des Senatsführ­ers weder aus dem Repräsenta­ntenhaus noch dem Oval Office Zusicherun­gen gibt.

„Die Demokraten sind endlich zur Besinnung gekommen.“

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