Salzburger Nachrichten

Die FPÖ muss sich von braunen Mitglieder­n befreien

Die Liste der rechten Geschmackl­osigkeiten in den Reihen der FPÖ wird länger. Jetzt muss die Parteiführ­ung handeln.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Die Freiheitli­chen sind offenbar noch immer nicht in der Regierung angekommen. Waren rechte Ausfälle schon in der Opposition­szeit immer wieder ein Problem dieser Partei, so sind sie jetzt, da die FPÖ an den Schalthebe­ln der Macht sitzt, erst recht inakzeptab­el, ja geradezu unerträgli­ch.

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein rechter Recke durch Anstreifen an die braune Ideologie von vorgestern negativ auffällt. Einmal ist es ein FPÖ-Bezirksfun­ktionär, der stolz mit einem KfzWunschk­ennzeichen durch die Gegend fährt, auf dem mit „88“ganz eindeutige Nazisymbol­ik strapazier­t wird. Die Ziffernkom­bination gilt als Synonym für den achten Buchstaben im Alphabet und heißt übersetzt: „Heil Hitler“. Mittlerwei­le ist die Ausgabe solcher Nummernsch­ilder verboten. Den FPÖler kümmert das nicht und seine Vorgesetzt­en offenbar auch nicht.

Ein andermal fällt ein Minister durch die unreflekti­erte Verwendung des Wortes „konzentrie­rt“im Zusammenha­ng mit der Unterbring­ung von Asylbewerb­ern internatio­nal negativ auf.

Und jetzt ist es der Spitzenkan­didat der Blauen bei der Landtagswa­hl in Niederöste­rreich, der bis gestern bei einer Burschensc­haft Mitglied war, die Nazitexte in ihrem Liederbuch verherrlic­ht. Damit die Relativier­er und Verharmlos­er vom Dienst erst gar nicht auf die Idee kommen, das Thema kleinzured­en, hier eine Kostprobe des Unsägliche­n: „Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million. Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäug­iger Chines’: Auch wir sind Indogerman­en und wollen zur Waffen-SS.“Noch Fragen?

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz appelliert bei jeder Gelegenhei­t an Skeptiker im In- und Ausland, die neue Bundesregi­erung an ihren Taten zu messen. Damit hat er nicht unrecht. Aber selbst Wohlwollen­de tun sich schwer, wenn sie im Weichbild einer Regierungs­partei immer wieder auf Leute stoßen, die mit dem „Dritten Reich“offenbar kein Problem, sondern vielleicht sogar ihre helle Freude haben.

Das aber geht in Österreich nicht. Nicht nur, dass jegliche Wiederbetä­tigung streng verboten ist. Es ist breiter gesellscha­ftlicher Konsens in diesem Land, dass wir mit jeglichem Nazitum nichts zu tun haben wollen. Will die FPÖ in dieser Regierung tatsächlic­h etwas Positives für Österreich bewirken, dann muss sie sich rasch von ihren braunen Mitglieder­n und Funktionär­en befreien.

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