Aktion gegen muslimischen Antisemitismus
Muslimische Jugend will aufklären, sensibilisieren und Studienreisen nach Auschwitz unternehmen.
Nicht nur der rechte Rand der FPÖ, auch die muslimische Gemeinschaft hat ein Antisemitismusproblem. Laut einer Studie, die Islamforscher Ednan Aslan unter Grazer Muslimen durchgeführt hat, sind 43,3 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Juden an ihrer Verfolgung selbst schuld seien. 44,2 Prozent empfinden die jüdische Religion als „schädlich für die Welt“. – „In Österreich kommt die wahre antisemitische Bedrohung von den Muslimen, nicht den Nazis“, schrieb Martin Engelberg, ÖVP-Mandatar und langjähriger Funktionär der Kultusgemeinde, jüngst in der israelischen Tageszeitung „Haaretz“. In Berlin und Wien demonstrierten kürzlich Palästinenser, die laut einem „Standard“-Bericht israelische Fahnen verbrannten und minutenlang „Tod den Juden“riefen. Aus Pariser Stadtvierteln, die überwiegend von nordafrikanischen Immigranten bewohnt werden, werden antisemitische Übergriffe, Parolen und Schmierereien gemeldet.
Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) nimmt sich nun dieses Problems an. Im Rahmen einer Kampagne sollen junge Menschen aufgeklärt und sensibilisiert werden, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz. „MuslimInnen gegen Antisemitismus“nennt sich eine Veranstaltungsreihe, die nicht nur Besuche jüdischer Einrichtungen vorsieht, sondern auch eine Studienreise zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz in Begleitung einer Zeitzeugin. „Das Thema Antisemitismus ist für uns zu ernst und wichtig, als dass wir es nur oberflächlich bearbeiten“, sagte MJÖ-Vorsitzender Adis Serifovic.
Unterstützung für ihr Projekt haben die jungen Muslime von Politikwissenschafter Andreas Peham, der unter anderem für das DÖW arbeitet, erhalten. „Sowohl die Linken als auch die Rechten könnten sich hier ein Scheibchen abschneiden“, lobte er die Initiative der MJÖ.
Weniger religiös als sozial motiviert sieht Peham antisemitische Positionen vor allem unter Jugendlichen. Juden dienten oft als Projektionsfläche für Selbsthass. Die MJÖ hofft, dass die Aktion bei einigen Muslimen Berührungsängste abbaut.