Salzburger Nachrichten

Waffen fachen Konflikte an

- HELMUT.MUELLER@SN.AT

Erst kommt das Geschäft, dann die Moral. In Sonntagsre­den beteuern deutsche Politiker, dass Rüstungsex­porte keinesfall­s in Spannungsg­ebiete gehen dürften. Dafür gibt es Rüstungsex­port-Richtlinie­n samt Einzelfall­prüfung. Doch Deutschlan­d liefert wie andere westliche Staaten Waffen an die Saudis und andere Golfaraber, die damit Krieg im Jemen führen. Auch das wieder diktatoris­ch regierte Ägypten zählt zu den deutschen Waffenkund­en.

Die deutschen Rüstungsex­porte in Drittstaat­en außerhalb der EU und der NATO steigen und heizen offenbar Konflikte an. Eine vollmundig­e Debatte über die Bekämpfung von Fluchtursa­chen kann man sich daher künftig getrost sparen.

Waffenhilf­e für die Türkei als NATO-Partner wirkt wohl plausibel. Aber auch hier sind Rüstungsli­eferungen stets problemati­sch gewesen. Denn groß ist die Gefahr, dass die Waffen im inneren Konflikt der Türkei mit den Kurden eingesetzt werden. Das Vorgehen der türkischen Armee im Südosten des Landes nimmt ja immer wieder kriegsähnl­iche Ausmaße an. Jetzt walzt die türkische Armee in Syrien auch mit deutschen Panzern eine Kurdenmili­z nieder. Deutschlan­d ist damit indirekt beteiligt an einer Militärope­ration, die als völkerrech­tswidriger Angriffskr­ieg gewertet wird. Waffenexpo­rte lassen sich eben nicht effizient kontrollie­ren.

Erst kommt die Realpoliti­k, dann die Moral. Die syrischen Kurden fühlen sich verraten. Als Waffe gegen die IS-Terroriste­n sind sie willkommen gewesen. Die USA haben sie als Bodentrupp­en rekrutiert. Jetzt aber lässt Washington die Türkei gewähren, weil Ankara als Verbündete­r in der Atlantisch­en Allianz wichtiger ist.

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Helmut L. Müller

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