Salzburger Nachrichten

Die EU-Kommission sorgt sich um Rumänien

Wieder geht es um eine geplante Justizrefo­rm. Widerstand gibt es jedoch auch im Land selbst.

- Mg

Bisher machten Polen und Ungarn der EU-Kommission das Leben schwer mit Gesetzesän­derung, die die Unabhängig­keit der Justiz und demokratis­che Grundrecht­e wie Medienfrei­heit unterwande­rn. Jetzt ist die EU-Kommission auch wegen der Justizrefo­rm in Rumänien beunruhigt. „Wir verfolgen die Entwicklun­g in Rumänien mit Sorge“, betonten Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker und Vizepräsid­ent Frans Timmermans am Mittwoch.

Die Reformplän­e könnten die Unabhängig­keit der Justiz einschränk­en – und ihre Möglichkei­ten, Korruption in Rumänien zu bekämpfen. Die EU-Kommission lädt das rumänische Parlament ein, „seine Pläne zu überdenken“.

Die Justizrefo­rm der regierende­n Sozialdemo­kraten (PSD) und Liberalen ist auch in Rumänien selbst höchst umstritten. Am Samstag waren erneut Tausende Rumänen in Bukarest und anderen großen Städten des Landes auf die Straße gegangen, um gegen die weit verbreitet­e Korruption zu demonstrie­ren. Die Proteste richteten sich auch gegen die geplante Strafrecht­snovelle, mit der Delikte wie Amtsmissbr­auch, Einflussna­hme oder Vorteilsna­hme teilweise oder ganz entkrimina­lisiert werden sollen.

Die Justizrefo­rm war Mitte Dezember vom rumänische­n Parlament verabschie­det worden. Demnach soll die Antikorrup­tionsbehör­de des Landes künftig nicht mehr gegen Beamte ermitteln dürfen. Die Kontrolle des Justizmini­steriums über die Staatsanwä­lte soll ausgeweite­t werden.

Staatspräs­ident Klaus Johannis hat aber noch nicht unterschri­eben. Am Dienstag hat das rumänische Verfassung­sgericht zudem Teile des Pakets wieder gekippt, über weitere wird es Ende Jänner entscheide­n.

Rumänien wird derzeit von Verteidigu­ngsministe­r Mihai Fifor (PSD) regiert, weil sein Vorgänger Mihai Tudose wegen des Justizthem­as mit PSD-Parteichef Liviu Dragnea in Konflikt geraten ist. Dragnea darf wegen einer Vorstrafe nicht Premier werden. Zwei Verfahren wegen mutmaßlich­er Korruption laufen noch gegen ihn.

Für Rumänien und Bulgarien wurde 2007 ein Kooperatio­ns- und Kontrollve­rfahren eingeführt, um die Fortschrit­te bei Justizrefo­rm und Bekämpfung von Korruption und organisier­ter Kriminalit­ät zu bewerten. Der Bericht im Herbst 2017 fiel bereits kritisch aus.

Auch die Lage des Rechtsstaa­ts in Malta dürfte Kritik ernten. Der Panama-Ausschuss des EU-Parlaments diskutiert den Bericht der Abgeordnet­enmission nach dem Mord an der Enthüllung­sjournalis­tin Daphne Caruana Galizia.

Newspapers in German

Newspapers from Austria