Eine sture, fleißige Frau verzweifelt
„Die Einsiedler“ist ein verstörender Abgesang auf eine gestrige Welt.
Es ist wie eine Reise in eine andere Epoche: Das spröde Südtiroler Drama „Die Einsiedler“, das am Freitag ins Kino kommt, handelt vom Dasein auf einem Bergbauernhof, der nur über steilen Fußweg zu erreichen ist. Ingrid Burkhard spielt eine sture Altbäuerin, und Andreas Lust ist ihr einsilbiger Sohn, der sich nach einem Unglück wider Willen um seine Eltern kümmern muss.
Der Sohn hat sich eigentlich für die Arbeit unten im Tal in einem Steinbruch entschieden. Die beiden Alten wohnen oben mit zwei Kühen, ein paar Geißen und einem Hund. Die Mutter schupft wortkarg den Alltag, melkt, kocht, ertränkt Kätzchen – was halt zu tun ist. Der Vater kümmert sich ums löchrige Dach, stürzt ab und muss ins Spital.
Die Vergänglichkeit ist allgegenwärtig in diesem Film unter der Regie des Bozeners Ronny Trocker. Das Wasser rinnt in der Küche die vom Rauch verfinsterten Wände herunter, wenn es draußen wettert. Der Vater kommt mit eingegipstem Bein aus dem Spital, der Sohn trägt den Gebrechlichen auf dem Rücken den Berg hinauf. Im Regen verwandelt sich der gestampfte Boden im Kuhstall in Schlamm, durch den die Mutter die Milchkannen kaum zu schleppen schafft. Ingrid Burkhard spielt diese unnahbare Frau mit einer Härte, die erst nach einer Serie von Unglücken in der Verzweiflung emotional aufbricht. Das gipfelt in einer fantastischen Szene, in der die gläubige Frau das Jagdgewehr in den Herrgottswinkel abfeuert.
So glaubwürdig Ingrid Burkhard und Andreas Lust miteinander agieren, im Sprachklang bleibt deren ostösterreichische Herkunft unverkennbar; das für großes Publikum gemäßigte Südtirolerisch funktioniert nur bedingt. Kino: