Birgit Minichmayr spielt eine schlagkräftige Polizistin
In einem deutschen Gangsterfilm verwandelt sich Peter Simonischek in den demenzkranken Vater eines Kleinkriminellen.
Auf dem Rücken trägt Ricky ein Tattoo mit einem dornengekrönten Christus, darüber steht der Schriftzug „never regret“– „niemals bereuen“. Aber in Wahrheit bereut er fast alles in seinem Leben. Diesen Ricky spielt Moritz Bleibtreu im Film „Nur Gott kann mich richten“, der am Freitag ins Kino kommt. Regie führt Özgür Yıldırım, der die Rapperkomödie „Blutzbrüdaz“inszeniert hat.
In „Nur Gott kann mich richten“gehört dem deutschen Rap nur der Soundtrack: Zu Beginn kommt jener Überfall, bei dem Ricky und sein kleiner Bruder Rafael fulminant scheitern, ein Mann stirbt beinahe, Ricky muss ins Gefängnis. Dort entschließt er sich, fortan sauber weiterzuleben, will nach seiner Entlassung irgendwo im ewigen Sommer eine Bar aufsperren und sich nur noch um seinen demenzkranken Papa (Peter Simonischek) kümmern. Dafür braucht er jedoch etwas Kleingeld, und das soll der klassische letzte Coup bringen, ein Überfall auf einen Drogendealer.
Bei dem halbgaren Plan geht alles schief, und dann pfuscht auch noch die schlagkräftige Polizistin Diana (Birgit Minichmayr) drein. Weil sie aus privaten Gründen dringend Geld braucht, nimmt sie die dreieinhalb Kilogramm Heroin sicherheitshalber an sich, und versucht sich am Drogenhandel. Das kann nur blutig scheitern.
„Nur Gott kann mich richten“möchte ein aufrechter Gangthriller in der Frankfurter Unterwelt sein, kommt dabei aber nicht über das „Tatort“-Format hinaus (Özgür Yıldırım hat bereits zwei Mal „Tatort“-Regie geführt). Dabei wäre mit mehr Willen zum harten Schnitt ein solider bis großartiger Film möglich gewesen, hätte Yıldırım die Handlung verdichtet, hätte er die Hintergrundgeschichten der gegnerischen Helden Ricky und Diana nicht gar so tränenschwer auserzählt. Moritz Bleibtreu überzeugt in seiner ungefähr zwanzigsten Rolle des Kleinkriminellen immer noch nicht, Birgit Minichmayr ist als superheldenhafte Polizistin auf Abwegen genauso wenig glaubwürdig, macht aber Spaß.
So oft wird es das kaum geben, dass mit Peter Simonischek ein Salzburger Jedermann und mit Birgit Minichmayr die Buhlschaft seines Nachfolgers in einem deutschen Gangsterfilm zu sehen sind. Das ist aber auch schon das einzig wirklich Originelle an „Nur Gott kann mich richten“. Kino: