Grazer Olympia-Pläne stoßen auf erste Kritik
Das Großprojekt soll ohne Volksbefragung über die Bühne gehen. Wie ist der „Traum“von Winterspielen in der Steiermark zu finanzieren?
GRAZ. Die steirische Landeshauptstadt soll 2026 Olympiastadt werden: Die beim Schladminger Nachtslalom Dienstagabend mit viel Euphorie verkündete überraschende Nachricht sorgt nicht überall für Begeisterung.
Im Land Steiermark reagierte man am Mittwoch auf die Pläne des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl (ÖVP) eher zurückhaltend, in der Uhrturmstadt selbst regen sich bereits erster Unmut und politischer Widerstand.
Insbesondere der Umstand, dass bei dem Großprojekt auf eine Volksbefragung verzichtet werden soll, stößt auf Kritik. „Winterspiele darf es nur nach einer Volksbefragung geben“, heißt es etwa aus der insbesondere in Graz starken KPÖ, die auch vor den „hohen Kosten“warnt: „Bei Gesundheit und Bildung sind Kassen immer leer, bei Olympia spielt Geld offenbar keine Rolle.“ Ähnlich argumentieren die Grünen. „Woher soll die Milliarde für Olympia kommen?“, fragt sich der grüne Landessprecher Lambert Schönleitner. Das Land stehe „am finanziellen Abgrund“, die Grazer Schulden „sind auf Rekordhöhe“. Die grüne Stadträtin Tina Wirnsberger betont, es sei verantwortungslos, „ein so großes Projekt im Alleingang und ohne sachliche Grundlagen durchdrücken zu wollen“. Allein die Bewerbungskosten werden auf neun Millionen Euro geschätzt.
Für den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ist „Olympia ein Traum, den wir seit Langem haben“. Denkbar seien aber nur verschlankte, keine pompösen Spiele, sagt Schützenhöfer, der „keine falschen Versprechungen machen möchte“. Sport- und Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ) betont, dass es im Landesbudget wenig Spielraum gebe. Die Grazer SPÖ fordert einen „seriösen Faktencheck“und eine Volks- befragung. Positiv gegenüber den Plänen, dass Graz sich gemeinsam mit Schladming um die Olympischen Winterspiele bewerben soll, zeigt sich die FPÖ. „Ich halte es für eine äußerst charmante Idee und einmalige Chance“, erklärt der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio. Eine Einbeziehung der Bürger wird von Eustacchio nicht von vornherein ausgeschlossen: „Sollte eine Volksbefragung gewünscht werden, werde ich diese Entscheidung selbstverständlich im Sinne der direkten Demokratie respektieren.“
Grundlage für eine Kandidatur ist ein positiver Gemeinderatsbeschluss – dieser müsste bis zum 31. März vorliegen.
Bis dahin sei, so der Grazer Bürgermeister Nagl, für eine Volksbefragung keine Zeit mehr. Ein späterer Volksentscheid wiederum sei problematisch: Bei einem Nein müsste man die Bewerbung zurückziehen: „Das ist blamabel.“