Wenn mächtige Männer für Frauenrechte einstehen
Wie wohltuend: Im abgehobenen Davos geht es endlich um das, was das Leben vieler ändern könnte – um Gleichberechtigung.
Es ist das Orchideenthema, das die Manager großer Unternehmen im deutschsprachigen Raum noch immer gern bei einer DiversityManagerin oder einer Gender-Beauftragten parken. Dann kann man sagen: „Das Unternehmen macht etwas.“Punkt und abgehakt. Es ist der Kaktus, an dem die Slim-Fit-Anzugträger in der politischen Verantwortung nicht gern anstreifen. Es könnte ja ein Stachel im Fleisch landen. Man(n) sagt lieber: „Wer weiß, ob so viele starke, unabhängige Frauen gesellschaftlich überhaupt wünschenswert sind.“
Für Frauenrechte und gegen die vielen versteckten wie offenen Diskriminierungen gegenüber Frauen einzutreten mag in Social Media gerade modern sein. Im realen Alltag ist das Anliegen nicht Hype-verdächtig. Im Gegenteil. Umso erstaunlicher ist es, dass just das elitäre Weltwirtschaftsforum in Davos, normalerweise ein Stelldichein maskuliner Macht, die politische Dimension von Gleichberechtigung wiederbelebt. Der kanadische Regierungschef Justin Trudeau hob dort hervor, dass die sozialen Veränderungen in der modernen Gesellschaft stärker adressiert werden müssten. Dabei sei der Umgang mit Frauen in der Arbeitswelt ein Schlüsselthema: „Mehr Frauen in Führungspositionen kurbeln nicht nur das Wachstum der Wirtschaft an, schaffen Arbeitsplätze und stärken das Wir-Gefühl der Gemeinschaft. Sie führen zu Innovation und Veränderung im Arbeitsleben – genau das wünscht sich die arbeitende Bevölkerung dringendst.“Es gehe hierbei nicht nur um gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, sondern um sehr viel mehr, um einen „fundamentalen“gesellschaftlichen Wandel.
Das mag ein bewusst gewählter Kontrapunkt zu den Ansichten des Amtskollegen in den benachbarten USA sein, der ebenfalls in Davos erwartet wird. Dennoch: Es ist wohltuend, zu hören, dass der Kampf um ihre Anliegen nicht den Frauen allein überlassen wird, sondern dass mächtige Männer mit einsteigen und ihn auf die hohe politische Agenda heben und, wie Trudeau auch sagte, Gleichberechtigung und Frauenrechte sogar in den G7, den sieben führenden Industrieländern, diskutieren wollen.
Wohltuend ist auch, dass die sieben Vorsitzenden der Panels des Weltwirtschaftsforums heuer ausschließlich Frauen sind. Gut, da wollten die Veranstalter ein Zeichen setzen. Doch das ist nötig, weil anderswo noch immer viele Veranstaltungen entweder mit reinen MännerPodien oder bloß einer einzigen Frau unter vielen männlichen Experten aufwarten. Hoffentlich bleibt die privilegierte Schar in Davos über 2018 hinaus bei dieser Besetzungspolitik: Es braucht mehr denn je mächtige Vorbilder.