Staatsvertrag: Franz Matscher war dabei
Als junger Jurist übersetzte er für Außenminister Figl. Das Land ehrt ihn mit einem Festakt.
SALZBURG. Franz Matscher war dabei, als Österreich endgültig frei wurde. Er stand zwar nicht ganz vorne, aber immerhin in der zweiten Reihe. Matscher war 27 und Sekretär der österreichischen Delegation, als im Mai 1955 die letzten Details für die Unterzeichnung des Staatsvertrags festgelegt wurden. Auf den berühmten Bildern vom 15. Mai aus dem Schloss Belvedere ist auch Matscher zu sehen: „Ich war kein Hauptdarsteller, sondern ein gehobener Statist, wenn man so will.“
Matscher, der 1953 in den auswärtigen Dienst eingetreten war, hatte die Korrespondenz mit den alliierten Hochkommissaren und mit den Botschaften in Paris, London, Washington und Moskau vorbereitet. Und er war Französisch-Dolmetscher für den damaligen Außenminister Leopold Figl. Schließlich diktierte er die deutsche Reinschrift des Staatsvertragstextes. Die Stimmung bei den Verhandlungen sei sachlich gewesen. „Eine gewisse Spannung war aber da.“Zuletzt gelang es sogar, die Mitschuld Österreichs am Zweiten Weltkrieg aus der Präambel zu streichen.
Vergangenen Freitag wurde der Jurist, Ex-Diplomat und ehemalige Rektor der Universität Salzburg 90 Jahre alt. Heute, Donnerstag, findet aus diesem Anlass in der Alten Residenz ein Festakt statt.
Geboren 1928 in Meran, studierte Matscher Rechtswissenschaften und trat anschließend in den auswärtigen Dienst ein. Ende der 1950er-Jahre war er als Botschaftssekretär beim Aufbau der Botschaft in Madrid beteiligt und half dabei, österreichische „Abenteurer“, die für die französische Fremdenlegion im Algerienkrieg gekämpft hatten und desertiert waren, nach Österreich zurückzubringen. Viele Jahre war er Professor für Zivilprozessrecht und Rechtsvergleichung an der Uni Salzburg, später war er Dekan und Rektor. Er wirkte als Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. In Salzburg leitete er viele Jahre das Institut für Menschenrechte.