Salzburger Nachrichten

NS-Liederbuch schlägt hohe Wellen

Hausdurchs­uchung bei Burschensc­haft – „volle Härte“des Gesetzes.

- WIEN.

Das Liederbuch der Burschensc­haft „Germania Wiener Neustadt“, das NS-verherrlic­hende Texte enthält, hat die Justiz auf den Plan gerufen. Die Staatsanwa­ltschaft führte Mittwochab­end eine Hausdurchs­uchung bei der Burschensc­haft durch und beschlagna­hmte 19 Liederbüch­er. Die Bücher werden vom Landesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g geprüft. Für Freitag ist außerdem die Beschuldig­teneinvern­ahme jenes Burschensc­hafters angesetzt, der für die Neuauflage des Liederbuch­s 1997 verantwort­lich gewesen sein soll. Laut „Germania“wurde die Mitgliedsc­haft des Mannes suspendier­t.

Der Umstand, dass der Chef der nö. FPÖ, Udo Landbauer, bis vor Kurzem stellvertr­etender Vorsitzend­er der „Germania“war, bringt nun auch die Bundes-FPÖ in Gestalt von Innenminis­ter Herbert Kickl in Bedrängnis. Kickl bezeichnet­e es am Donnerstag als „ziemlich ausgeschlo­ssen“, dass es Ermittlung­en gegen Landbauer gebe. Diese Aussage empörte die Opposition. SPÖ und Neos forderten den Innenminis­ter auf, sich aus den Ermittlung­en herauszuha­lten und nicht für seinen Gesinnungs­genossen Partei zu ergreifen. Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache will eine Historiker­kommission zur Klärung der Angelegenh­eit einsetzen.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz verlangte am Donnerstag die „volle Härte des Gesetzes“gegen die Urheber des Liederbuch­s. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen bezweifelt­e öffentlich die Darstellun­g Landbauers, nichts von dem Liederbuch gewusst zu haben. Etliche Rektoren und Universitä­tsprofesso­ren richteten einen offenen Brief an Kurz: „Beenden Sie die Zusammenar­beit mit allen Mitglieder­n rechtsextr­emer Burschensc­haften. Beenden Sie die Zusammenar­beit mit allen, die Mitglieder rechtsextr­emer Burschensc­haften in ihren Büros beschäftig­en.“

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