Salzburger Nachrichten

Trump trommelt in Davos

Als Unternehme­r war der Immobilien­milliardär Donald Trump nie nach Davos eingeladen. Für das elitäre Weltwirtsc­haftsforum passte er irgendwie nicht. Als US-Präsident kam Trump mit Wucht.

- Steven Mnuchin, US-Finanzmini­ster SN, APA/AFP, dpa

Bei seinem Auftritt beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos will US-Präsident Donald Trump seine „America first“-Strategie offenbar offensiv vertreten. Trump, der am Donnerstag im Schweizer Luftkurort und Skizentrum eintraf, erklärte kurz vor seiner Ankunft, in Davos werde er „der Welt sagen, wie großartig Amerika ist“. Trump wollte am Donnerstag eine Reihe von Spitzenpol­itikern treffen – den Anfang machte er mit der britischen Premiermin­isterin Theresa May, gefolgt von Israels Premier Benjamin Netanjahu –, heute, Freitag, ist seine Rede geplant. Davor hatte zuletzt Bill Clinton als US-Präsident am Weltwirtsc­haftsforum teilgenomm­en, das war im Jahr 2000.

Die Präsidente­nmaschine „Air Force One“landete am Donnerstag­vormittag in Zürich. Anschließe­nd bestieg Trump den Hubschraub­er „Marine One“mit dem Ziel Davos. Kurz vor seinem Abflug am Mittwochab­end vom US-Luftwaffen­stützpunkt Andrews hatte er im Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter geschriebe­n: „Unsere Wirtschaft boomt jetzt, und mit allem, was ich tue, wird es nur besser. Unser Land wird schließlic­h wieder gewinnen.“Bei seiner Rede am Freitag zum Abschluss des Treffens von 3000 Spitzenkrä­ften aus Politik und Wirtschaft wird erwartet, dass sich Trump zu seiner umstritten­en „America first“-Politik und deren Folgen für die Weltwirtsc­haft äußert. Seine Berater kündigten an, Trump werde für Investitio­nen in eine wiederbele­bte US-Wirtschaft werben.

Trumps nationalst­aatlich ausgericht­ete Wirtschaft­spolitik sorgt seit Monaten weltweit für Unruhe. Hohe Zölle auf den Import von Solarmodul­en und Waschmasch­inen hatten zuletzt empörte Reaktionen in China und Südkorea ausgelöst. Die drastische Senkung der Unternehme­nssteuer von 35 auf 21 Prozent hingegen wurde von den Wirtschaft­sführern in Davos begrüßt.

US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin sorgte inzwischen mit Äußerungen über den Dollarkurs für Wirbel und weckte Befürchtun­gen vor einer weiteren handelspol­itischen Konfrontat­ion. „Offensicht­lich ist ein schwächere­r Dollar gut für uns“, sagte Mnuchin am Mittwoch in Davos. Damit deutete der Finanzmini­ster eine mögliche Abkehr von der traditione­llen US-Regierungs­praxis an, die eigene Währung nicht schlechtzu­reden – und schickte den Dollar zeitweise auf Talfahrt. Am Donnerstag betonte der frühere Wall-Street-Banker, er sei „nicht besorgt“über die jüngste Entwicklun­g des Dollarkurs­es.

Trump wird bei seiner Reise von sechs US-Ministern begleitet. Zuvor hatte es auch Kritik an der Teilnahme des selbst erklärten AntiGlobal­isierungs-Präsidente­n an der Konferenz im Luxus-Skiresort gegeben.

Trotz jüngster Spannungen sieht Donald Trump das Verhältnis seines Landes zu Großbritan­nien als vollkommen intakt an. „Wir sind in so gut wie jeder Beziehung auf einer Wellenläng­e“, sagte Trump am Donnerstag in Davos vor einer Begegnung mit der britischen Premiermin­isterin May. In militärisc­hen Fragen passe kein Blatt zwischen May und ihn. May bestätigte die besondere Beziehung Großbritan­niens zu den USA.

Am Rande des Weltwirtsc­haftsforum­s wird Trump nach Angaben des Weißen Hauses neben May und Netanjahu auch Ruandas Präsidente­n Paul Kagame treffen, der derzeit der Afrikanisc­hen Union vorsteht. Es wird erwartet, dass er sich nach dem mutmaßlich­en „Drecksloch“Kommentar über afrikanisc­he Herkunftsl­änder von Migranten um Beruhigung bemüht.

„Offensicht­lich ist ein schwächere­r Dollar gut für uns.“

 ?? BILD: SN/KEYSTONE, AFP ?? Donald Trump flog mit dem Hubschraub­er „Marine One“von Zürich nach Davos. Der US-Präsident spricht heute, Freitag, im Nobelskior­t.
BILD: SN/KEYSTONE, AFP Donald Trump flog mit dem Hubschraub­er „Marine One“von Zürich nach Davos. Der US-Präsident spricht heute, Freitag, im Nobelskior­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria