Salzburger Nachrichten

Autokennze­ichen: Was ist erlaubt?

Nazi- und Islamisten-Codes bei Wunschkenn­zeichen seit 2015 verboten.

- STEFAN VEIGL

SALZBURG. Medienberi­chte über einen Flachgauer FPÖFunktio­när, der auf seinem Wunschkenn­zeichen die Ziffernkom­bination 88 hat, die in rechtsextr­emen Kreisen für „Heil Hitler“steht, sorgten zuletzt für Wirbel. Der Mann verteidigt­e sich aber mit dem Hinweis darauf, dass er an einem 8. August mit seiner Frau zusammenge­kommen sei.

Allerdings: Was ist mit jenen Bürgern, die so eine einschlägi­ge Ziffernkom­bination auf ihrem Kennzeiche­n von der Behörde zugeteilt erhielten? Einer von ihnen ist SNLeser Erich Schrofner: Er fuhr vor Jahren länger einen VWPassat mit dem Kennzeiche­n „HA 88 EM.“Schrofner: „Ich will deswegen aber nicht ins rechte Eck gestellt werden. Denn wenn man will, kann man sogar das HA für Hallein als Hitlers Initialien interpreti­eren.“Er plädiere dafür, in solchen Fällen „die Kirche im Dorf zu lassen und nicht zu übertreibe­n“.

Wie eine Nachfrage beim Halleiner Bezirkshau­ptmann Helmut Fürst ergab, ist bereits per Erlass des Verkehrsmi­nisteriums vom 23. Juli 2015 (siehe Kasten) geregelt, dass bestimmte Ziffernund Buchstaben­kombinatio­nen, die etwa Nazi- oder andere unerwünsch­te Codes enthalten, nicht mehr in Wunschkenn­zeichen vorkommen dürfen. Fürst: „Seit damals werden solche Nummern gar nicht mehr ausgegeben.“Das gilt laut Erlass im Übrigen auch für standardmä­ßige Kennzeiche­n, sollten sie zufällig solche Codes enthalten.

Aber was ist, wenn jemand so ein Wunsch- oder StandardKe­nnzeichen aus den Jahren vor dem Erlass hat? Fürst betont, dass man ein Wunschkenn­zei- chen, das 228,30 Euro kostet, 15 Jahre lang führen dürfe: „Und wenn nicht dezidiert jemand damit Begeisteru­ng für das NaziSystem ausdrücken will, ist es kein Problem.“Seine Behörde könne nicht die Psyche der Bürger ergründen: „Es geht um ein Kfz-Kennzeiche­n und keine Lebensbeic­hte.“Aber wenn einen Autobesitz­er das Kennzeiche­n stört, kann er es gratis zurückgebe­n? Gerhard Kranebitte­r, zuständige­r Beamter der BH Hallein, verneint: „Eine Garnitur Kennzeiche­n kostet 20 Euro. Dazu kommen 1,90 Euro für das neue ,Pickerl‘, weil das zum Kennzeiche­n passen muss.“Ob es freiwillig­e Rückgaben gebe, erfahre er nicht, sagt Kranebitte­r. Wenn, dann laufe das über die Versicheru­ngen.

Für Erich Schrofner, der zwischenze­itlich nach Tirol verzogen war, war eine Rückgabe „nie Thema, denn ich habe mich über das Kennzeiche­n gefreut, weil ich den Achter liebe. Er ist für mich ein Symbol der Unendlichk­eit.“

Wunschkenn­zeichen gelten für 15 Jahre

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