Russische Hacker beobachtet
Der niederländische Geheimdienst klinkte sich in das Netzwerk der russischen Hacker ein. Die amerikanischen Kollegen schalteten erst spät.
Spezialisten des niederländischen Geheimdienstes verfügen laut Informationen der Zeitung „De Volkskrant“über brisante Details zu den russischen Hackeangriffen auf die Rechnerzentrale der US-Demokraten. Unter Berufung auf sechs Quellen schreibt das Blatt, den holländischen Cyberspionen sei es bereits im Sommer 2014 gelungen, ein Netzwerk der bekannten russischen Hackergruppe „Cozy Bear“zu identifizieren und zu beobachten. Dieses sei in einem Universitätsgebäude nahe dem Roten Platz in Moskau untergebracht gewesen. Der niederländische Geheimdienst sei Zeuge geworden, wie die russischen Hacker während des US-Präsidentschaftswahlkampfs Tausende E-Mails und Dokumente von den Servern der Partei der Kandidatin Hillary Clinton gestohlen hätten.
Die Regierung in Den Haag habe die entsprechenden Stellen in Washington auf die Angriffe aufmerksam gemacht. Doch es habe Monate gedauert, ehe diese begriffen hätten, wie groß das Ausmaß der russischen Operation, die Präsidentschaftswahl zu beeinflussen, gewesen sei.
Die Informationen dürften auf großes Interesse beim Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, stoßen. Er untersucht den Vorwurf einer Absprache zwischen dem Wahlkampfteam Donald Trumps und Russland. Ob die Informationen der Niederländer Hinweise enthalten, blieb zunächst unklar. Die US-Geheimdienste sind mittlerweile davon überzeugt, dass der Kreml über Hackerangriffe, Falschnachrichten und manipulierte E-Mails versucht hat, Donald Trump zum Sieg zu verhelfen.
Der US-Präsident bestritt indessen einen Exklusivbericht der „New York Times“, wonach er Sonderermittler Mueller im vergangenen Juni feuern wollte. „Fake News, Leute, Fake News“, antwortete Trump auf Reporterfragen.
Das Blatt dagegen bleibt bei seiner Darstellung, die sich auf vier mit der Angelegenheit vertrauten Quellen im Weißen Hauses beruft. Demnach soll sich der Rechtsberater des Weißen Hauses, Donald F. McGahn, geweigert haben, Mueller den Laufpass zu geben. Der Anwalt, der über viele Jahre für die Republikaner und während des Wahlkampfs als Rechtsberater Trumps tätig war, habe mit Rücktritt gedroht. McGahn fürchtete, ein Rausschmiss Muellers hätte „einen katastrophalen Effekt“auf die Präsidentschaft und ließe Trump noch verdächtiger erscheinen. McGahn stellte sich damit gegen den persönlichen Anwalt des Präsidenten, Marc E. Kasowitz, der zu einer harten Gangart gegen Mueller geraten hatte. Die „Times“berichtet weiter, Trump sei nicht mutig genug gewesen, den Sonderermittler selbst zu feuern und habe klein beigegeben.
Der Vorfall kann eine Erklärung dafür sein, warum sich Trump später von Kasowitz trennte und durch den Washington-Insider Ty Cobb ersetzte. Cobb überzeugte den Präsidenten, er habe nichts von einer Konfrontation mit Mueller, der einen ausgezeichneten Ruf genießt, zu gewinnen.
Kurz vor Abreise Trumps nach Davos musste auch Cobb die Erfahrung machen, einen Klienten zu beraten, der sich oft wenig darum schert, was ihm seine Experten sagen. So platzte der Präsident unangemeldet in ein Briefing hoher Mitarbeiter des Weißen Hauses für Reporter zum Thema Einwanderungspolitik. Trump betonte dort, er freue sich darauf, mit Mueller in naher Zukunft zusammenzutreffen und, falls nötig, auch unter Eid auszusagen.
Cobbs Team, das gerade dabei ist, Einzelheiten einer TrumpBefragung mit dem Team Muellers zu verhandeln, versuchte umgehend, den Präsidenten wieder einzuhegen: „Er ist bereit, sich mit den Ermittlern zu treffen, aber er wird sich vom Rat seines Anwalts leiten lassen“, ließ Ty Cobb verlauten.