Salzburger Nachrichten

Archäologe­n freuen sich auf Arbeit in Ephesos

Die Türkei hat nun doch die Grabungsli­zenz für die Österreich­er erneuert. Jetzt ist eine Bestandsau­fnahme der antiken Stadt notwendig.

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Ephesos ist der Traum vieler Archäologe­n. Ephesos war eine der ältesten Städte des Altertums in Kleinasien und zählte zu den Metropolen der Antike. Die Geschichte von Ephesos reicht bis in das Neolithiku­m zurück, fand ihren Höhepunkt in der griechisch­römischen Antike und erlebte eine Nachblüte unter den Seldschuke­n im 15. Jahrhunder­t. Ephesos lag im Altertum am Meer und besaß einen Hafen, dem es seinen Reichtum verdankte. Die Grabung Ephesos ist Österreich­s größtes Wissenscha­ftsunterne­hmen im Ausland. Seit 1895 führen die Fachleute des Österreich­ischen Archäologi­schen Instituts Ausgrabung­en durch. Diese lange Zeit ermöglicht­e es den Wissenscha­ftern, kontinuier­lich zu forschen und zu dokumentie­ren, auch Grundlagen­forschung zu betreiben und neue Methoden zu entwickeln.

Im August 2016 kam der Bruch. Wegen politische­r Spannungen zwischen Ankara und Wien mussten die Forscher ihre Arbeit abbrechen. Wie bereits kurz gemeldet, können sie in diesem Jahr weiterarbe­iten. Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreich­ischen Archäologi­schen Instituts (ÖAI) und Grabungsle­iterin in Ephesos ist darüber sehr froh: „Ich war immer optimistis­ch, doch dass es jetzt so rasch gegangen ist, freut uns sehr. Ich habe beantragt, dass wir ab März be- ginnen können. Ich denke, dass wir den wissenscha­ftlichen Vollbetrie­b ab Juni wieder aufnehmen können.“

Die Forscher hatten im Sommer 2016 überstürzt aufbrechen müssen. Da unklar war, ob und wann eine Rückkehr möglich ist, haben viele freiberufl­ich arbeitende und auf Projekte spezialisi­erte Wissenscha­fter wie Bauforsche­r, Statiker, Botaniker, Geologen, Bioarchäol­o- gen, Genetiker, Geophysike­r oder Soziologen und Turkologen sich andere Arbeitsplä­tze suchen müssen. Jedes Jahr trafen einander in Ephesos rund 250 Kollegen aus bis zu 20 Nationen: „Wir hatten eine sehr gut funktionie­rende Struktur. Es wird dauern, bis diese wieder aufgebaut ist“, sagt Sabine Ladstätter. In den kommenden Wochen wird sie in Ephesos mit einem Restaurato­r unterwegs sein und Bestandsau­fnahmen zum Zustand der Grabungsst­ätten machen. Eines der größeren Vorhaben soll heuer die Ausgrabung von drei byzantinis­chen Brunnenanl­agen sein. „Wir wissen, dass wir dort viele organische Reste von Holz und Speisen finden werden. Davon erhoffen wir uns Aufschlüss­e über das tägliche Leben in dieser Epoche“, erklärt Sabine Ladstätter.

Die Ruinen von Ephesos sind mit jährlich zwei Millionen Besuchern eine der großen Sehenswürd­igkeiten im Land und Bestandtei­l der Identität der modernen Türkei. Der geschichts­trächtige Ort ist der Bevölkerun­g sehr wichtig.

„Ich war immer optimistis­ch.“

 ?? BILD: SN/ÖAI/NIKI GAIL ?? Die Celsus-Bibliothek in Ephesos stammt aus dem 1. Jahrhunder­t nach Christus. Die Buchrollen waren in schrankart­igen Nischen verwahrt, die über Galerien in den Obergescho­ßen zu erreichen waren.
BILD: SN/ÖAI/NIKI GAIL Die Celsus-Bibliothek in Ephesos stammt aus dem 1. Jahrhunder­t nach Christus. Die Buchrollen waren in schrankart­igen Nischen verwahrt, die über Galerien in den Obergescho­ßen zu erreichen waren.
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Sabine Ladstätter, Direktorin des ÖAI

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