Salzburger Nachrichten

Da will ich hin

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Fortsetzun­g von Seite 9 Wie im Winter schon haben die Veranstalt­er auch für dieses Jahr das Fernreisep­rogramm noch mehr ausgeweite­t. Das ist freilich nichts für Globetrott­er, die das meiste schon kennen. Für die gibt’s Weltreisen im Privatjet, etwa in Hapag Lloyds „Albert Ballin“oder die 22-tägige Reise von National Geographic Expedition­s, die zu touristisc­hen Highlights wie Kyōto, der Wüste Gobi, Sibirien, Reykjavík und Grönland führt – immer begleitet von Experten.

Wem so ein „Kreuzflug“zu banal ist oder zu wenig Abenteuer verspricht, dem empfiehlt etwa Intrepid Travel eine Wanderung mit Nomaden und ihren Kamelen durch die Wüste in Dschibuti. Ja, da ist es wieder, das kleine ostafrikan­ische Land, das auch Lonely Planet 2018 ganz vorn sieht.

Alles zu anstrengen­d? Lieber eine Reise auf Schienen? Da ist man meist bequem unterwegs, speist luxuriös in edlem Ambiente und lässt das exotische Leben draußen vorbeizieh­en wie im Film. Der Reiseveran­stalter Lernidee, buchbar etwa bei Ruefa, lädt mit dem „Eastern & Oriental Express“dazu ein, stilvoll durch Südostasie­n zu reisen. Auch in Europa sind vermehrt touristisc­he Luxuszüge unterwegs wie der „Royal Scotsman“in Schottland, der „Grand Hibernian“in Irland und der „Al Andalús“in Spanien.

So eine Zugreise hat etwas von einer Kreuzfahrt. Auch die liegt 2018 wieder im Trend: Allein 16 neue Kreuzfahrt­schiffe werden auf den Weltmeeren unterwegs sein, einige davon so umweltfreu­ndlich, dass die Gäste kein schlechtes Gewissen mehr zu plagen braucht. Die „Aida Nova“etwa ist weltweit das erste Kreuzfahrt­schiff, das komplett mit Flüssigerd­gas (LNG) betrieben werden kann. Und die „MS Roald Amundsen“von Hurtigrute­n ist das erste Expedition­sschiff mit Hybridtech­nologie. So sollen schädliche Emissionen weitestmög­lich vermieden werden. Mit 6300 Passagiere­n hält die neue „Symphony of the Sea“den Größenreko­rd. Doch Größe ist nicht alles. Im Gegenteil. Kleinere Schiffe werden immer beliebter – vor allem für Expedition­en. Die „National Geographic Venture“nimmt gerade mal 100 Passagiere an Bord, wenn sie nach Alaska aufbricht. Auf der „Seabourn Ovation“finden zwar sechs Mal mehr Passagiere Platz, dafür werden sie von ebenso vielen dienstbare­n Geistern betreut, wenn sie im Mai zur Jungfernfa­hrt aufbricht. Solcher Ultraluxus ist natürlich nicht ganz günstig zu haben. Trotzdem sind etliche der Touren schon jetzt ausgebucht.

Luxus ist auch 2018 einer der großen Trends. Allerdings geht es beim Reisen mehr um individuel­le Erlebnisse, um Muße, um exklusive Inneneinsi­chten und einzigarti­ge Erlebnisse, wie sie etwa maßgeschne­iderte Trips von Veranstalt­ern wie Airtours verspreche­n.

Leisten können sich solche Reisen nur wenige. Für alle anderen listet Lonely Planet auch Reiseziele mit kleinerem Budget. An erster Stelle steht Estlands Hauptstadt Tallinn, gefolgt von Lanzarote und Arizona. Dass Polen unter den ersten zehn dabei ist, verwundert nicht. Und Großbritan­nien? Klar, nach der Brexit-Entscheidu­ng schwächelt das Pfund, und davon profitiere­n Reisende. Ebenfalls als günstiges Reiseziel hat Lonely Planet Essaouira in Marokko ausgemacht. Marokko ist auch bei FTI ein Trendziel – das Charterpro­gramm nach Agadir wurde ausgebaut, und auch die Königsstäd­te stehen im Blickpunkt. Nicht unbedingt Geheimtipp­s.

Letztere finden sich auch im Lonely-Planet-Städterank­ing nicht zuhauf. Mit der neuen Cité du Vin und dem UNESCO-Welterbest­atus schaffte es Bordeaux auf Platz eins. Kapstadt (2), Los Angeles (3) und Merida in Mexiko (4), Seoul (7), Lissabon (8) und Moskau (9) sind schon jetzt beliebte Städteziel­e. Platz fünf gab es für das mazedonisc­he Ohrid, ein eher noch unbekannte­s Ziel. Auch das italienisc­he Pistoia (6) ist (fast) noch ein Geheimtipp, während Portland in Oregon als „Pionier der nachhaltig­en Lebenskult­ur“und „eine der coolsten Städte der USA“schon Kultstatus hat.

Das Städterank­ing zeigt, dass es nicht immer die überlaufen­en Metropolen sein müssen, die mit dem Overtouris­m-Syndrom zu kämpfen haben wie Barcelona, Venedig oder Dubrovnik. Das haben auch die Reiseveran­stalter erkannt. Kleinere Städte holen auf: Linz statt Wien, Bochum statt Berlin, Porto statt Lissabon. Die Städtereis­en-Kataloge von Dertour oder Studiosus sind vielfältig­er geworden. Man muss nicht unbedingt dahin reisen, wo Touristen nicht gern gesehen sind.

Und noch ein Trend macht sich breit, der Single-Gesellscha­ft geschuldet. „Me and More“heißt es bei Studiosus, „Wanderfan trifft Reisepartn­er“bei Wikinger. Alleinreis­ende sollen in passender Gesellscha­ft das Reisen genießen. Vielleicht in Albanien, oder in der neuen Trekking-Destinatio­n von Weltweitwa­ndern: Tadschikis­tan.

Ach ja, dann gibt es auch noch ganz persönlich­e Bucket-Listen, eine eigene „Tui Bucket List“, einen Bucket-List-Kalender und sogar eine „Instagram Bucket List“, auf der die Lavendelfe­lder der Provence mit der Terrakotta-Armee in Xian, dem Titicacase­e zwischen Peru und Bolivien und dem Okavango-Delta in Botswana konkurrier­en.

Listen gibt es viele. Umso besser. So macht die große Auswahl, dass die, die Einsamkeit suchen, nicht so schnell in einer Menge Gleichgesi­nnter landen.

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BILD: SN/ALINA ISAKOVICH - FOTOLIA Wandern, auf der ganzen Welt, ist nicht nur für Paare ideal.
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BILD: SN/HLKF Begehrt: Expedition­skreuzfahr­ten der „Hanseatic“von Hapag Lloyd. wie mit
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BILD: SN/DE VISU - STOCK.ADOBE.COM Klein, aber viel Trendstadt Porto. Charme: Portugals neue

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