Warum das Wild
Im Flachland ist der Winter weit weg – im Gebirge kämpft das Wild mit den Schneemassen. Worauf Tourengeher bei der Planung achten sollten.
FLACHAU. Wer Skitouren abseits der Pisten geht, sollte nicht nur das Wetter und die Lawinenlage im Auge behalten. Wenn es nach Hubert Stock von der Initiative „Respektiere deine Grenzen“geht, sollten Tourengeher schon bei der Planung die ausgewiesenen Winterruhezonen für das Rotwild beachten.
Denn auch wenn es im Flachland nicht mehr so wirkt: Im Gebirge hat der Winter die Tiere und Menschen noch fest im Griff. Für Rehe, Hirsche oder Gämsen bedeuten die Schneemassen, die im Jänner gefallen sind, einen harten Überlebenskampf. „Normalerweise ist das Wild gut vorbereitet, es frisst sich schon im Herbst eine Fettschicht an. Wenn es kalt wird, senken die Tiere ihre Herzfrequenz und sind körperlich weniger aktiv“, sagt Stock.
Probleme gibt es dann, wenn Störfaktoren auftauchen. Das schildert Berufsjäger Georg Rieger, der in Flachauwinkl für 150 Stück Rotwild zuständig ist. „Das Wild ist ein Gewohnheitstier. Wenn eine Kleinigkeit anders ist, wird es unruhig.“Der 28-Jährige füttert die Rehe und Hirsche jeden Tag um dieselbe Zeit mit Heu, Groß- und Mais-Silage. „Wenn ich nicht mit dem Auto herauffahren, sondern zu Fuß gehen würde, wäre das schon eine Verunsicherung.“Genauso sei es mit der nahen Tauernautobahn: „Den Lärm kennt das Wild, das hören die Tiere jeden Tag. Aber wenn die Autobahn für ein paar Stunden gesperrt ist, merken sie das genau.“
Eine Störung durch einzelne Personen könne die Tiere in Panik versetzen. Bei einer Flucht verbrauche das Wild aber viel zu viel Energie. „Das kann im Extremfall zum Tod führen“, sagt Hubert Stock. In Zusammenarbeit mit alpinen Vereinen hat „Respektiere deine Grenzen“219 Ruhezonen für Rotwild ausgewiesen (siehe
In besonders sensiblen Gebieten seien außerdem Schilder aufgestellt worden.
Grundsätzlich gilt in österreichischen Wäldern seit 1975 die Wegefreiheit. „Zu Erholungszwecken“darf jeder den Wald betreten und sich dort aufhalten. Das ist im Forstgesetz geregelt. Dort ist allerdings auch festgehalten, dass Skifahren im Jungwald (unter drei Metern) und in der Nähe von Wildeinständen verboten ist.
Diese Verbote haben den Zweck, die Allgemeinheit vor Schaden zu bewahren. Die Zusammenhänge sind vielleicht nicht sofort erkennbar.
Einerseits erfülle der Wald oft
„Ein Schutzwald ist viel günstiger als eine Lawinenverbauung.“
eine Schutzfunktion, sagt Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP): „Ein Schutzwald ist deutlich günstiger als eine Lawinenverbauung.“Der Rechnungshof habe ermittelt, dass es 140 bis 150 Mal weniger koste, einen Schutzwald zu erhalten, als eine technische Verbauung zu installieren.
Doch auch der Schutzwald müsse geschützt werden, und zwar vor Wildverbiss. Einerseits sind die Jäger für die Einhaltung von Abschusszahlen zuständig.
Andererseits dürfe eben das Wild nicht zu sehr gestört werden, vor allem im Umkreis von Fütterungsstellen. Wenn es von dort flüchten müsse, lande es oft in Gebieten ohne Nahrungsquellen und fresse die Rinde der Bäume an. Diese sterben durch den Wildverbiss ab.
In Salzburg sind ein Viertel der Waldflächen Schutzwald.