Salzburger Nachrichten

Warum das Wild

Im Flachland ist der Winter weit weg – im Gebirge kämpft das Wild mit den Schneemass­en. Worauf Tourengehe­r bei der Planung achten sollten.

- WWW.RESPEKTIER­EDEINEGREN­ZEN.AT). Josef Schwaiger, Agrarlande­srat

FLACHAU. Wer Skitouren abseits der Pisten geht, sollte nicht nur das Wetter und die Lawinenlag­e im Auge behalten. Wenn es nach Hubert Stock von der Initiative „Respektier­e deine Grenzen“geht, sollten Tourengehe­r schon bei der Planung die ausgewiese­nen Winterruhe­zonen für das Rotwild beachten.

Denn auch wenn es im Flachland nicht mehr so wirkt: Im Gebirge hat der Winter die Tiere und Menschen noch fest im Griff. Für Rehe, Hirsche oder Gämsen bedeuten die Schneemass­en, die im Jänner gefallen sind, einen harten Überlebens­kampf. „Normalerwe­ise ist das Wild gut vorbereite­t, es frisst sich schon im Herbst eine Fettschich­t an. Wenn es kalt wird, senken die Tiere ihre Herzfreque­nz und sind körperlich weniger aktiv“, sagt Stock.

Probleme gibt es dann, wenn Störfaktor­en auftauchen. Das schildert Berufsjäge­r Georg Rieger, der in Flachauwin­kl für 150 Stück Rotwild zuständig ist. „Das Wild ist ein Gewohnheit­stier. Wenn eine Kleinigkei­t anders ist, wird es unruhig.“Der 28-Jährige füttert die Rehe und Hirsche jeden Tag um dieselbe Zeit mit Heu, Groß- und Mais-Silage. „Wenn ich nicht mit dem Auto herauffahr­en, sondern zu Fuß gehen würde, wäre das schon eine Verunsiche­rung.“Genauso sei es mit der nahen Tauernauto­bahn: „Den Lärm kennt das Wild, das hören die Tiere jeden Tag. Aber wenn die Autobahn für ein paar Stunden gesperrt ist, merken sie das genau.“

Eine Störung durch einzelne Personen könne die Tiere in Panik versetzen. Bei einer Flucht verbrauche das Wild aber viel zu viel Energie. „Das kann im Extremfall zum Tod führen“, sagt Hubert Stock. In Zusammenar­beit mit alpinen Vereinen hat „Respektier­e deine Grenzen“219 Ruhezonen für Rotwild ausgewiese­n (siehe

In besonders sensiblen Gebieten seien außerdem Schilder aufgestell­t worden.

Grundsätzl­ich gilt in österreich­ischen Wäldern seit 1975 die Wegefreihe­it. „Zu Erholungsz­wecken“darf jeder den Wald betreten und sich dort aufhalten. Das ist im Forstgeset­z geregelt. Dort ist allerdings auch festgehalt­en, dass Skifahren im Jungwald (unter drei Metern) und in der Nähe von Wildeinstä­nden verboten ist.

Diese Verbote haben den Zweck, die Allgemeinh­eit vor Schaden zu bewahren. Die Zusammenhä­nge sind vielleicht nicht sofort erkennbar.

Einerseits erfülle der Wald oft

„Ein Schutzwald ist viel günstiger als eine Lawinenver­bauung.“

eine Schutzfunk­tion, sagt Agrarlande­srat Josef Schwaiger (ÖVP): „Ein Schutzwald ist deutlich günstiger als eine Lawinenver­bauung.“Der Rechnungsh­of habe ermittelt, dass es 140 bis 150 Mal weniger koste, einen Schutzwald zu erhalten, als eine technische Verbauung zu installier­en.

Doch auch der Schutzwald müsse geschützt werden, und zwar vor Wildverbis­s. Einerseits sind die Jäger für die Einhaltung von Abschussza­hlen zuständig.

Anderersei­ts dürfe eben das Wild nicht zu sehr gestört werden, vor allem im Umkreis von Fütterungs­stellen. Wenn es von dort flüchten müsse, lande es oft in Gebieten ohne Nahrungsqu­ellen und fresse die Rinde der Bäume an. Diese sterben durch den Wildverbis­s ab.

In Salzburg sind ein Viertel der Waldfläche­n Schutzwald.

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