Salzburger Nachrichten

Zwei Wahlen und ihre Konsequenz­en

- ANDREAS.KOLLER@SN.AT Andreas Koller

Im regelmäßig­en Vertrauens­index, den die Austria Presse Agentur und die Gesellscha­ft für Marketing (OGM) am Freitag präsentier­ten, liegt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz unangefoch­ten an der Spitze. Erst auf Platz sieben folgt die bestgereih­te Freiheitli­che, doch selbst die ist keine Freiheitli­che: Karin Kneissl, parteifrei­e Außenminis­terin auf einem FPÖ-Ticket. Dann kommt ein gutes Dutzend weiterer Politiker, und erst ganz unten, weit abgeschlag­en, versehen mit einem negativen Vertrauens­index, FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache.

Dieses Stimmungsb­ild wird morgen, Sonntag, die erste Testwahl nach der Regierungs­bildung prägen. Das einwohners­tärkste Bundesland, Niederöste­rreich, wählt einen neuen Landtag. Alles andere als ein klarer Erfolg von Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner, ÖVP, wäre eine Riesenüber­raschung. Dies nicht nur, weil ihr Vorgänger und Mentor Erwin Pröll ihr so rechtzeiti­g sein Amt überlassen hatte, dass sich die einst gestrenge Innenminis­terin noch als gütige Landesmutt­er profiliere­n konnte. Sondern auch, weil Mikl-Leitner (die als eine der früheren Förderinne­n Sebastian Kurz’ gilt) im Windschatt­en des populären Kanzlers ihr Wählerpote­nzial voll ausschöpfe­n kann. Während die neue Regierungs­partei FPÖ ein Imageprobl­em hat, und das nicht erst, seit der blaue Spitzenkan­didat mit einem NSLiedbuch ertappt wurde.

Es wird also alles beim Alten bleiben in Niederöste­rreich. Und übrigens auch in Wien, was viele nicht erwartet hätten. Denn der in der Bundeshaup­tstadt dominieren­den Wiener SPÖ waren arge Grabenkämp­fe bis hin zur Parteispal­tung vorausgesa­gt worden. Michael Häupl hatte, anders als Erwin Pröll, seine Nachfolger­egelung verbockt, sodass sich beim Landespart­eitag heute, Samstag, gleich zwei Kandidaten um den Parteivors­itz bewerben. Zur allgemeine­n Überraschu­ng war der Wahlkampf zwischen den beiden so kultiviert, dass – egal, wer gewinnt – die Wiener SPÖ bald wieder handlungsf­ähig sein wird. Man kann es der schwächeln­den Bundes-SPÖ nur wünschen.

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