Wer in den Spiegel schaut, erkennt nicht nur sich selbst
Die Gegenstände, mit denen sie arbeitet, sind jedem vertraut: ein Stuhl, ein Spiegel, ein Familienfoto, „so etwas findet sich in jedem Haus“, sagt Alexandra Baumgartner. Doch wenn die Salzburger Künstlerin mit Alltagsdingen arbeitet, strahlen sie nicht mehr Normalität aus, sondern oft etwas Zerbrechliches oder Bedrohliches: Im Salzburger Traklhaus steht ein Sessel auf drei Beinen und wird nur von dünnen Fäden am Sturz gehindert. Das Glas eines Spiegels ist schwarz lackiert: Wer hineinschaut, erkennt schemenhaft sich selbst und deutlich etwas Abgründiges.
Eine Technik, die der Salzburger Künstler Christian Schwarzwald mit Vorliebe nutzt, kennt ebenfalls jeder: Die Zeichnung sei das Medium seiner Wahl, „weil sie alle Menschen betrifft: Jedes Kind lernt zeichnend, die Welt zu verstehen.“Im Studio des Traklhauses hat er mehrere seiner Arbeiten durch eine neue, wandfüllende Zeichnung miteinander verbunden. Baumgartner und Schwarzwald sind zwei von acht Anwärtern auf den mit 15.000 Euro dotierten Kunstpreis des Landes Salzburg, der alle vier Jahre vergeben wird. In einer aufwendigen Vorauswahl wurden sie nominiert. Dass dabei diesmal zwei Experten unabhängig voneinander den gleichen Kandidaten vorschlugen, spricht für die Arbeiten des Künstlers Manfred Grübl. Ein Indiz für den Gewinn ist es aber noch nicht. Über die Vergabe entscheide eine eigene Jury, sagt TraklhausLeiterin Dietgard Grimmer. Am 1. März wird der Preis verliehen. Im Traklhaus sind ab heute, Freitag, Arbeiten aller Anwärter zu sehen, also auch von Jakob Gasteiger, Kathi Hofer, Sigrid Kurz, Heinrich Dunst und Eva Grubinger, die einen Gegenstand umdeutet, den ebenfalls jeder kennt: Die Bildhauerin hat ein Geduldsspiel, bei dem Kugeln und Klötze entwirrt werden müssen, die auf einer Schnur eng aufgefädelt sind, zur überdimensionalen, mehrdeutigen Skulptur erhoben, die neue Denkaufgaben gibt.